Prof. Christoph Benz

Prof. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer:

„Eine Parodontitis kann behandelt werden. Zähne können durch eine gezielte Behandlung bis ins hohe Alter erhalten bleiben – ein zahnloser Lebensabend ist also kein unvermeidbares Schicksal. Das geht aber nur, wenn das Bewusstsein für diese „stille Erkrankung“ da ist. Und wenn die Patientinnen und Patienten mitmachen und am Ball bleiben.“

Zündstoff Parodontitis

Schon der Tag der Zahngesundheit 2021 klärte rund um das Thema Parodontitis auf. Jetzt wurde mit www.paro-check.de eine bundesweite Aufklärungskampagne gestartet. Denn Parodontitis ist eine unterschätzte Volkskrankheit. Parodontitis führt zu Zahnlockerung und im schlimmsten Fall Zahnverlust. Die chronische Erkrankung des Zahnhalteapparates entwickelt sich meist schleichend und unbemerkt, ohne dass die Betroffenen die Symptome erkennen. Und Parodontitis ist weit verbreitet: Jeder zweite Erwachsene und fast zwei von drei jüngeren Senioren sind in Deutschland laut der aktuellen Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) betroffen.

Was viele nicht wissen: Eine unbehandelte Parodontitis hat nicht nur Auswirkungen auf den Mundraum, sondern gilt auch als Risikofaktor für Diabetes Typ II und Herz-Kreislauferkrankungen. Wie man eine Parodontitis erkennt? Typische Symptome können ein leicht gerötetes, entzündetes Zahlfleisch oder Zahnfleischbluten, Mundgeruch oder auch Zahnfleischrückgang sein. Was hilft, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei Ihrem Zahnarzt oder Ihrer Zahnärztin. Neben der Prophylaxe in der Zahnarztpraxis sind eine regelmäßige und gründliche Mundhygiene sowie ein gesunder Lebensstil die wichtigsten Faktoren, um Parodontitis vorzubeugen.

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Hätten Sie’s gewusst?

Wer hätte gedacht, dass in jedem menschlichen Mund rund sechs Millionen Bakterien siedeln? Viele von ihnen sind sogar nützlich, denn sie wehren Krankheitserreger ab und zersetzen Nährstoffe. Es gibt viele interessante, nützliche und mitunter kuriose Fakten aus der Welt der Zahnmedizin. Hier nur eine kleine Auswahl.

Außen hart und innen weich

Zahnschmelz ist die härteste Substanz im menschlichen Körper. Die Napfschnecke ist uns aber sogar noch um einiges voraus – ihre Zähne sind das festeste Biomaterial der ganzen Welt. Nur Fasern in kugelsicheren Westen können mit dieser Festigkeit mithalten.

Zähne härten gegen Karies

Karies ist eine der häufigsten Zahnkrankheiten. Eine Kariesentwicklung kann manchmal über Jahre verlaufen. Regelmäßiges Fluoridieren hilft, die Zähne zu härten und sie unempfindlicher gegen Kariesbakterien zu machen.

Eine Million mal lebenslang

Zahnärzt:innen aus Deutschland setzen mehr als eine Million Zahnimplantate pro Jahr. Dabei kann ein Implantat durchaus so lange halten wie ein eigener Zahn.

Wenn’s im Rücken zwackt

Funktionsstörungen des Kiefergelenks können auch Nackenschmerzen mitauslösen. Muskuläre Probleme bei der Kieferbewegung, bei der auch die Halsmuskulatur beteiligt ist, können auch durch die Verordnung von Physiotherapie durch Zahnärzt:innen therapiert werden

Ein Herzensanliegen

Wer zweimal täglich die Zähne putzt, beugt einem Herzinfarktrisiko vor.

Wenn’s im Rücken zwackt

Funktionsstörungen des Kiefergelenks können auch Nackenschmerzen mitauslösen. Muskuläre Probleme bei der Kieferbewegung, bei der auch die Halsmuskulatur beteiligt ist, können auch durch die Verordnung von Physiotherapie durch Zahnärztinnen und Zahnärzte therapiert werden.

Zweimal Mond und zurück

In Deutschland landen pro Jahr rund 410 Millionen Tuben Zahnpasta auf der Zahnbürste. Drückt man diese Tuben aus, entsteht eine Zahnpasta-Schlange, die zweimal bis zum Mond und zurück reichen würde.

Gut bestückt

Bei rund zwei Prozent aller Deutschen wachsen einfach zusätzliche Zähne im Mund auch über die vier möglichen Weisheitszähne hinaus.

Knapp verfehlt

Jede:r Deutsche benutzt pro Jahr durchschnittlich anderthalb Meter Zahnseide. Das sind gut 178,5 Meter weniger als empfohlen.

Zähneputzen stärkt die Manneskraft

Klingt abwegig, aber türkische Forscher haben herausgefunden, dass ein Zusammenhang zwischen entzündetem Zahnfleisch und erektiler Dysfunktion besteht. Ursache sind offenbar Durchblutungsstörungen infolge von Parodontitis. Also, liebe Herren: Zähneputzen nicht vergessen!

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3 Fragen an …

Ob Einblicke in den zahnärztlichen Berufsalltag, Hintergründe zu aktuellen Debatten oder die Vorstellung von innovativer Medizintechnik: Kurze Interviews geben Auskunft zu wichtigen und aktuellen Themen aus der Welt der Zahnmedizin.

Dr. Romy Ermler – Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer

Das neue Ausbildungsjahr beginnt und in manchen Branchen wird über einen Mangel an Nachwuchs und Fachkräften geklagt. Wie sieht es in den Zahnarztpraxen aus?

Ein Fachkräftemangel ist – regional unterschiedlich – auch in den Zahnarztpraxen spürbar. Und das, obwohl die Ausbildung zur Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) sehr beliebt ist – unter jungen Frauen zählt sie seit Jahren zu den Top 10 der beliebtesten Ausbildungsberufe. Wir müssen die Warnsignale für einen flächendeckenden Fachkräftemangel ernst nehmen. Denn viele Praxen finden bereits jetzt schwieriger Personal. Wegen der Pandemie gibt es nach 13 Jahren erstmals einen leichten Rückgang bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen von 13.800 im Jahr 2019 auf 12.700 für das Ausbildungsjahr 2020/2021. Derzeit fehlt pandemiebedingt eine Berufsorientierung der Schulabgänger und es werden weniger Ausbildungsstellen angeboten. Aber schon vorher gab es erste Anzeichen. Ausbildung und Beruf müssen attraktiv bleiben! Deshalb wird das Berufsbild der ZFA gemeinsam mit den Sozialpartnern derzeit neu geordnet.

Dr. Romy Ermler – Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer

Gerade für den ländlichen Raum ist es manchmal schwierig und deshalb so wichtig, Nachwuchs und Fachkräfte zu gewinnen. Wie kann der ländliche Raum als Arbeits- und Lebensort attraktiver für angehende Zahnärztinnen und Zahnärzte oder Zahnmedizinische Fachangestellte werden?

Die Bevölkerung erwartet eine hochwertige zahnmedizinische Behandlung, egal ob in einer Millionenmetropole oder in einem kleinen Dorf. Die bestmögliche zahnmedizinische Versorgung – in Stadt und Land – das ist Ziel und Anspruch der Gesundheitspolitik und der Bundeszahnärztekammer. Zwei Entwicklungen erschweren dieses Ziel: Zum einen die Konzentrationsprozesse in den Städten, die unter anderem auch durch Medizinische Versorgungszentren (MVZ) forciert werden. Zum anderen gibt es eine Ausdünnung von Zahnarztpraxen im ländlichen Raum, was die wohnortnahe Versorgung erschwert. Gerade auf dem Land besteht Handlungsbedarf, zumal die älter werdende Bevölkerung besondere Bedürfnisse hat. Ein möglicher Hebel, wie in anderen Branchen auch: Die Vereinbarkeit von Familie und Berufsausübung erleichtern. Nicht nur die große Mehrheit der ZFA ist weiblich, auch in der jüngeren Altersgruppe sind Zahnärztinnen bereits in der Überzahl. Gerade die Jüngeren erwarten eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Diesem Trend Rechnung zu tragen, ist eine wichtige Maßnahme, um dem drohenden Fachkräftemangel frühzeitig entgegenzuwirken.

Dr. Romy Ermler – Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer

Die Gesellschaft wird älter, gerade in den eher ländlichen Gegenden steigt der Altersdurchschnitt. Was bedeutet das für die Arbeit in den Praxen und für die zahnmedizinische Versorgung?

Der demografische Wandel macht auch vor den Zahnarztpraxen nicht Halt. Die Patientinnen und Patienten werden im Durchschnitt älter und Vorerkrankungen und Behinderungen daher häufiger. Darauf müssen sich Praxen und Personal einstellen, zum Beispiel beim Betreuungs- und Zeitmanagement. Aber auch in der Politik muss reagiert werden. Mit dem Versorgungsstärkungsgesetz wurden Verbesserungen in der Alters- und Behindertenzahnheilkunde ermöglicht. Versorgungslücken wurden geschlossen, Patientinnen und Patienten, die Instruktionen zur Mundhygiene nicht verstehen oder umsetzen können, erhalten besondere Vorsorgeleistungen. Aber das reicht nicht, weil der betroffene Personenkreis zu eng gefasst ist. Derzeit wird nur berücksichtigt, wer Eingliederungshilfe bezieht oder einen Pflegegrad hat. Hier muss gesetzlich nachgebessert werden, um die Zahn- und Mundgesundheit auch von Menschen mit geistiger und Schwerstmehrfachbehinderung zu verbessern.

Wir wollen die Mundgesundheit aller Menschen fördern, verbessern und weiterverfolgen.

Was macht eine Zahnmedizinische Fachangestellte bzw. ein Zahnmedizinischer Fachangestellter (ZFA)?

Der Ausbildungsberuf der ZFA wird immer interessanter, digitaler und vielseitiger. Als ZFA ist man zum Beispiel in einer Zahnarztpraxis oder Zahnklinik tätig, im öffentlichen Gesundheitswesen oder einem Abrechnungszentrum.
Das Berufsbild hat viele Facetten: Im Praxisalltag assistieren ZFA den Zahnärztinnen und Zahnärzten bei den Untersuchungen und Behandlungen, sie unterstützen bei der Prophylaxe, Röntgenuntersuchungen und der Hygienekette und übernehmen die Leistungseingabe und Dokumentation. Außerdem empfangen und betreuen sie die Patientinnen und Patienten und organisieren die Praxisabläufe – ein gewisses Organisationstalent ist hilfreich, wenn man sich für diesen verantwortungsvollen Beruf entscheidet.

Henner Bunke, D.M.D./Univ. of Florida – Vorstandsreferent der Bundeszahnärztekammer für Aus- und Fortbildung ZFA und Präsident der Zahnärztekammer Niedersachsen

Wie ist die tägliche Arbeit organisiert? Worauf kommt es an?

In den rund 50.000 Zahnarztpraxen in Deutschland arbeiten ca. 224.000 ZFA. Vertrauen und Teamarbeit sind wichtig in einer Zahnarztpraxis. Die Arbeitsabläufe müssen klar sein, alle müssen sich aufeinander verlassen können. Die Bundeszahnärztekammer hat in einer repräsentativen Umfrage die Bürgerinnen und Bürger gefragt, worauf es ihnen beim Zahnarztbesuch ankommt. Das Ergebnis: Die Patientinnen und Patienten legen großen Wert auf die Kompetenz des gesamten Personals und die Einhaltung hoher Hygienestandards, aber auch auf Freundlichkeit und gute Praxisorganisation. Das ist die Grundlage für ein enges Vertrauensverhältnis zwischen der Patientin oder dem Patienten und dem Behandlungsteam, ohne das ein nachhaltiger Behandlungserfolg nicht möglich ist.

Henner Bunke, D.M.D./Univ. of Florida – Vorstandsreferent der Bundeszahnärztekammer für Aus- und Fortbildung ZFA und Präsident der Zahnärztekammer Niedersachsen

Hat der Beruf ZFA Zukunft?

Auf jeden Fall! Der Beruf der ZFA hat eine sehr gute Zukunft und kann meistens auch wohnortnah ausgeübt werden, was natürlich ein großer Vorteil für die Beschäftigten ist. Neben einer guten Ausbildung spielen Fortbildungen eine wichtige Rolle, denn gut ausgebildetes Fachpersonal ist aus der modernen Zahnheilkunde nicht mehr wegzudenken. Technische Innovationen und neue Verfahren in der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde sind nur zwei Gründe, für die sich regelmäßige Weiterbildungen lohnen. Es gibt auch die Möglichkeit zusätzliche Qualifikationen zu erlangen, zum Beispiel als Dentalhygienikerin oder Dentalhygieniker oder als Verwaltungsfachkraft. So können die ZFA ihre Fertigkeiten und das Arbeitsgebiet ausweiten und vertiefen.

Henner Bunke, D.M.D./Univ. of Florida – Vorstandsreferent der Bundeszahnärztekammer für Aus- und Fortbildung ZFA und Präsident der Zahnärztekammer Niedersachsen

Konstantin von Laffert – Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer und Präsident der Zahnärztekammer Hamburg

Für Aligner (individuell gefertigte Kunststoffschienen zur Behandlung von Zahnfehlstellungen) gibt es gerade massiv Werbung in den Medien, vor allem für online bestellte. Das war im Mai sogar Gegenstand einer Bundestagsanhörung. Warum?

Eine Behandlung mit Alignern ist keine Kosmetik, sondern eine zahnmedizinische Behandlung, die gut geplant und begleitet sein will. Bei der kieferorthopädischen Bewegung von Zähnen oder ganzen Zahngruppen wirken Kräfte dauerhaft auf die Zähne und den gesamten Zahnhalteapparat, die eine permanenten Kontrolle eines Zahnarztes oder Kieferorthopäden brauchen, um Komplikationen auszuschließen. Das muss jedem klar sein, der aufgrund der hübschen Bilder in den Medien online mal eben Schienen bestellt. Man darf dieses Thema nicht einfach unkontrolliert laufen lassen, denn es kann einiges schiefgehen. In vielen Praxen stellen sich in letzter Zeit Patientinnen und Patienten vor, die mit den Ergebnissen ihrer sogenannten Onlinebehandlung alles andere als glücklich sind. Wenn man zum Beispiel versucht, ein Implantat zu verschieben, das man bekanntlich nicht verschieben kann, hat das meist nicht nur optisch unschöne, sondern gesundheitlich relevante Folgen. Ebenso sollte man einen durch eine Parodontalerkrankung vorgeschädigten Zahn mit äußerster Vorsicht oder manchmal lieber gar nicht bewegen.

In der Hand eines Kieferorthopäden oder einer Zahnärztin sind die Aligner eine sehr gute Therapieoption, zur Fernbehandlung sind sie meiner Meinung nach ungeeignet. Denn eine solide Diagnostik mit Röntgenbildern, Zahnfleischbefundung und Implantatdiagnostik ist essenzielle Voraussetzung für eine gelungene Behandlung.

Konstantin von Laffert – Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer und Präsident der Zahnärztekammer Hamburg

Ausländische Finanzinvestoren versuchen zunehmend, auf dem deutschen Gesundheitsmarkt Fuß zu fassen, z.B. in der Augenheilkunde, auch in der Zahnmedizin. Die Bundeszahnärztekammer sieht diese Entwicklung mit großer Sorge. Warum?

Die zahnmedizinische Versorgung in Deutschland ist auf weltweitem Spitzenniveau und nun wollen Fonds und Investoren groß in die Zahnmedizin einsteigen. Zahnmedizin ist aber keine Fabrikware, sondern eher vergleichbar mit einer Manufaktur. Wir betreiben kein Gewerbe, sondern versuchen tagtäglich, die kleinen und großen zahnmedizinischen Probleme unserer Patientinnen und Patienten zu lösen. Die großen Investoren hingegen schauen in erster Linie auf die Rendite, die ihre Auftraggeber von ihnen erwarten.

Diesen Trend wollen wir unbedingt stoppen, zum Schutz der Patientinnen und Patienten. Es kann nicht richtig sein, dass junge Zahnärztinnen und Zahnärzte, die bei diesen Investoren angestellt sind, in regelmäßigen Umsatzgesprächen dazu gedrängt werden, den Patientinnen und Patienten mehr zahnmedizinische Leistungen zu verkaufen. Wir sind Mediziner, keine Vertriebsmitarbeiter. Dieses offensive „Verkaufen“ widerspricht auch dem Eid des Hippokrates, den wir alle mal geschworen haben.

Konstantin von Laffert – Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer und Präsident der Zahnärztekammer Hamburg

Zucker und die Folgen seines Konsums sind für Sie ein Herzensthema. Wie ist es dazu gekommen und ist Zucker wirklich der große Feind für die Gesundheit?

Dazu kam es vor allem durch meine Kinder. Da schaut man genauer auf die Inhaltsstoffe und dann nervt es einfach, dass im Joghurt schon mal 13 Prozent Zucker drin sind und im Ketchup noch mehr. Dieser versteckte Zucker ist das Problem, denn große Mengen nehmen wir auf diesem Wege zu uns. Wenn ich ein Stück Schokolade esse, ist mir klar, was ich da tue. Bei Tiefkühlpizza oder als gesund geltendem Müsli erwarte ich aber nicht so viel Zucker.

Zucker ist nicht nur der natürliche Feind gesunder Zähne, er kann auch unseren Stoffwechsel negativ beeinflussen und verursacht diverse Volkskrankheiten wie Diabetes sowie Herz- und Kreislaufprobleme. Wir müssen der Politik deutlich machen, dass die bisherigen freiwilligen Regelungen für die Nahrungsmittelindustrie zur Zuckerreduktion nicht ausreichen. Unsere Kinder sollten nicht mit den heute gängigen überzuckerten Lebensmitteln aufwachsen, denn es ist schwer, von diesem Zuckerpegel später wieder runterzukommen.

Jährlich erkranken in Deutschland 400.000 – 600.000 Patienten an Krankenhausinfektionen, etwa 10.000 bis 15.000 Menschen sterben laut aktuellen Schätzungen an den Infektionen. Aber erst Corona hat dazu geführt, dass sich die breite Öffentlichkeit mit dem Thema Hygiene beschäftigt. Woran könnte das liegen? Haben wir das Thema verschlafen?

Deutschland steht bei der Häufigkeit von Krankenhausinfektionen nicht gut da: nicht mal im europäischen Mittelfeld. Das ist schwer verständlich, wenn man weiß, mit welchem Aufwand Hygiene betrieben wird. Aus meiner Sicht beschränkt sich dieser Aufwand aber leider oft nur auf technische Parameter, die inzwischen Grundlage einer überbordenden Prüfbürokratie geworden sind. Viel wichtiger ist es jedoch, die Hygiene-Basics in der Ausbildung zu alltäglichem, routinemäßigem Handeln zu machen. Über diesen „Hygiene-Drill“ kann jede Zahnärztin und jeder Zahnarzt leidvoll aus dem eigenen Studium berichten. Wer Hygiene nur theoretisch vermitteln möchte, wird scheitern. Hygiene muss sich im alltäglichen Umgang und vor allem in Coronazeiten in der ärztlichen Praxis bewähren.

Prof. Christoph Benz - Präsident der Bundeszahnärztekammer

Abstand halten, ständiges Händewaschen, Desinfektionsmittel an jeder Ecke – und Händeschütteln wirkt inzwischen geradezu befremdlich. Welche dieser Hygienemaßnahmen sollten wir bewahren, auch wenn die Corona-Krise vorüber ist?

Die meisten von uns haben erlebt, wie gesund man auch im Winter bleiben kann, wenn man nur einige wenige Maßnahmen berücksichtigt. Es macht Sinn, auch für die Zukunft so geradeaus zu denken und nicht quer. Mit diesen relativ einfachen Verhaltensregeln können wir präventiv viel bewirken und möglicherweise schwere Verläufe auch in Zukunft, z.B. bei Influenza, vermeiden. Hier werbe ich für mehr Selbstkontrolle, Achtsamkeit und Solidarität untereinander.

Prof. Christoph Benz - Präsident der Bundeszahnärztekammer

Ein Jahr Corona liegt hinter uns und es war auch für die Zahnarztpraxen und die Praxisteams ein schwieriges Jahr. Was sind aus Zahnarzt-Sicht die lessons learned?

Die HIV-Bedrohung der zweiten Hälfte der 80er-Jahre hat zu einer gezielten Ausrichtung unseres Hygienebewusstseins geführt. Wie vernünftig und wirksam das war, zeigt sich jetzt. Anders als in vielen anderen Gesundheitsbereichen konnte Corona bisher der Zahnmedizin nahezu nichts anhaben. Wenn wir etwas für die Zukunft lernen sollten, dann sind es diese zwei Punkte:
1. Wir sind die Hygiene-Experten im Umgang mit dem infektionsträchtigsten Bereich des menschlichen Körpers, dem Mund. In Zukunft dürfen wir hier selbstbewusster sein und unsere Kompetenz stärker in die laufenden Debatten einbringen.
2. Es gibt nur eine Zahnmedizin, keine notwendige und echte Zahnmedizin, die wir von irgendetwas anderem abgrenzen müssten. Auf zahnmedizinische Versorgung und Vorsorge kann und darf im Krisenfall nicht verzichtet werden. Die während der Corona gestiegene Sensibilität für eigene Vorbeugung und professionelle Unterstützung dabei müssen wir wachhalten.

Prof. Christoph Benz - Präsident der Bundeszahnärztekammer

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Der Zahn der Zeit

Pharaonen, Präsidenten, Zahnwürmer: Wenn man tief in der Geschichte der Zahnmedizin bohrt, kann man überraschende Details, unglaubliche Tatsachen sowie spannende und mitunter lehrreiche Geschichten entdecken.

Der Zahnwurm ist schuld

Tausende von Jahren bis ins 19. Jahrhundert hielt sich der Mythos, ein Zahnwurm sei die Ursache für Karies und Zahnschmerzen. Als böser Geist und Dämon ernähre er sich von Zahnblut oder trete in „verdorbenen“ Körpersäften wie dem Speichel aus. Die Wissenschaft zerstörte schließlich den Glauben an den Zahnwurm und fand bessere Antworten auf die Kariesfrage.

Die Kelten haben es vorgemacht

Nahe Paris, in Le Chêne, entdeckten Archäolog:innen ein 2.300 Jahre altes Keltengrab – und darin womöglich das früheste bekannte Zahnimplantat. Das im Grab liegende Frauenskelett hatte im Mund einen Eisenstift – offenbar der Zahnersatz für einen fehlenden Frontzahn im ansonsten vollständigen Gebiss. Ob das Implantat vor oder nach dem Tod eingesetzt wurde, war nicht mehr feststellbar. Nur 130 Kilometer weiter fand man in einem etwa 1.900 Jahre alten Grab einen jungen Kelten mit einem vergleichbaren Eisenimplantat, das fest in den Kieferknochen eingewachsen war. Damit ist sicher: Schon die Kelten kannten und nutzten festen Zahnersatz.

Von Stars und Steinchen

Nachdem sich Mick Jagger einen Rubin in seinen Schneidezahn einsetzen ließ, fragten ihn Freunde wiederholt, ob er an Zahnfleischbluten leide. Kurzerhand wurde der Rubin durch einen Smaragd getauscht. Doch jetzt wies man ihn dezent auf den Salat in seinen Zähnen hin. Der Smaragd wich schließlich einem farblich neutralen Diamanten – der nun im rechten Licht nur kurz aufblitzt.

Zähneputzen als Frauensache

Im Mittelalter wurde der Zahnschmerz als gottgewollte Prüfung angesehen. Griffen Männer zur Zahnbürste, galt das noch im 18. Jahrhundert als dekadent. Zähneputzen war bis zum 19. Jahrhundert reine Frauensache. Erst danach fand die Zahnhygiene ihren festen Platz in der Körperpflege beider Geschlechter.

Begründer der modernen Zahnmedizin

In Frankreich wurde Zahnmedizin schon im 17. Jahrhundert als gleichwertiges Gebiet der Chirurgie anerkannt. Pierre Fauchard (1678–1761) gilt als Urheber der modernen Zahnmedizin, seine Theorien waren in der Zahnheilkunde eine Innovation. Er lehnte den Aberglauben an den Zahnwurm ab und entwickelte neue Ansätze zur Zahnhygiene und für Behandlungsmethoden. Von ihm stammt auch die Idee, Zahnfehlstellungen durch fixierte Drähte zu richten: die Geburt der Zahnspange.

Erste Narkose

Die erste Äthernarkose wurde im Jahr 1846 in Boston durchgeführt. Für die Zahnmedizin war es ein großer Fortschritt, dass die Zahnärzt:innen endlich in Ruhe arbeiten konnten und die Patient:innen öfter freiwillig kamen.

Von Stars und Steinchen

Nachdem sich Mick Jagger einen Rubin in seinen Schneidezahn einsetzen ließ, fragten ihn Freunde wiederholt, ob er an Zahnfleischbluten leide. Kurzerhand wurde der Rubin durch einen Smaragd getauscht. Doch jetzt wies man ihn dezent auf den Salat in seinen Zähnen hin. Der Smaragd wich schließlich einem farblich neutralen Diamanten – der nun im rechten Licht nur kurz aufblitzt.

Totenkult als Geburtsstunde für Zahnersatz

Die Ägypter waren der heutigen westlichen Zivilisation weit voraus und es verwundert nicht, dass der erste genannte Zahnarzt von dort stammt. Auch der erste historisch nachgewiesene Zahnersatz wurde vor rund 4.500 Jahren im alten Ägypten hergestellt, allerdings nicht für die Münder der Lebenden, sondern für die der verstorbenen Pharaonen. Damit die mit lückenlosem Gebiss ihre Reise ins Totenreich antreten konnten, wurden eventuelle Zahnlücken vor der Beisetzung mit Zähnen lebender Spender:innen – meist Sklaven – versorgt.

Präsident mit Zahnproblemen

US-Präsident George Washington hatte zeitlebens große Zahnprobleme. Es gibt kein einziges Bild, das ihn lachend zeigt. Irgendwann hatte er nur noch einen Zahn im Mund sowie verschiedene Prothesen aus Elfenbein, Nilpferdstoßzahn, Zähnen von Rindern oder Pferden sowie Menschenzähnen. Für Portraitmalereien wurde sein Mund oft mit Taschentüchern ausgestopft, um eingefallenen Wangen und Lippen zu kaschieren.

Schwarze Zähne vom weißen Zucker

Mit den Kreuzfahrern kam im 12. Jahrhundert erstmals der Zucker aus dem Orient nach Europa und sorgte dafür, dass Karies erblühte. Da sich zunächst nur Wohlhabende das weiße Gold leisten konnten, grassierte unter ihnen bald die sogenannte Zahnfäule. Eine Weile galten schwarze statt weißer Zähne sogar als Statussymbol. Verarmte Adlige oder bankrotte Kaufleute färbten sich die Zähne, um zu verbergen, dass sie sich Zucker nicht mehr leisten konnten.

Der längste Zahn der Welt

Katharina die Große bevorzugte besonders leistungsfähige Männer. Da man damals glaubte, dass Männer mit langen Zähnen auch über die stärkste Manneskraft verfügten, wurde die Suche entsprechend eingegrenzt. Man fand den Bauern Grigorij, dessen Zähne 55 mm lang gewesen sein sollen. Man brachte ihn in die kaiserlichen Gemächer. Was dort geschah, ist ebenso wenig überliefert wie Grigorijs Verbleib.

Zahnersatz industriell gefertigt

Um 1820 herum entstand der erste Zahnersatz aus Porzellan, ab 1851 wurde auch Kautschuk verwendet. Damit entwickelten Zahntechniker und Zahnärzte erstmals bezahlbaren und passenden Zahnersatz, der nicht nur schön aussah, sondern auch dem Kauen standhielt. Weil die neuen Zahnersatzmaterialien mehr taugten, wurden menschliche Zähne als Ersatzmöglichkeit immer seltener und schließlich gar nicht mehr verwendet.

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Aus der Praxis

Hier finden Sie Wissenswertes aus der Praxis – vom Tag der Zahngesundheit über spannende Fakten aus dem Praxisalltag bis hin zum sozialen Engagement der Zahnärzteschaft.

Der Tag der Zahngesundheit ist immer am

25. September

„Gesund beginnt im Mund – Zündstoff“

Parodontitis ist ein komplexer Entzündungsprozess. Die Entzündung ist nicht nur begrenzt auf den Zahnknochen und die Zähne, sondern kann auch an anderen Geweben und Organen schwerwiegende Schäden auslösen. Dieses Jahr dreht sich am Tag der Zahngesundheit alles um die unterschätzte Volkskrankheit.

Die chronische Erkrankung des Zahnhalteapparates ist eine der häufigsten Erkrankungen und ab dem 45. Lebensjahr die häufigste Ursache für den Verlust von Zähnen. Parodontitis entwickelt sich meist schleichend und unbemerkt, ohne dass die Betroffenen die Symptome erkennen. Eine unbehandelte Parodontitis hat nicht nur Auswirkungen auf den Mundraum, sondern gilt auch als Risikofaktor für Diabetes Typ II und Herz-Kreislauferkrankungen. Was hilft, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt oder der Zahnärztin. Neben der Prophylaxe in der Zahnarztpraxis sind eine regelmäßige und gründliche Mundhygiene sowie ein gesunder Lebensstil die wichtigsten Faktoren, um Parodontitis vorzubeugen.

Hygiene kostet

rund 70.000 Euro

Hygiene kostet

Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) haben Zahnarztpraxen schon vor Covid-19 rund 70.000 Euro für Hygienemaßnahmen jährlich pro Praxis ausgegeben – andere Ärzt:innen müssen weniger investieren. Seit 1996 sind bei Zahnärzt:innen die jährlichen Kosten von 28.000 Euro auf rund 65.000 Euro (2016) gestiegen. Mit der Corona-Krise und der erhöhten Nachfrage nach Schutzausrüstungen und Desinfektionsmitteln haben sich die Ausgaben nun abermals erhöht, weil sich zum Beispiel die Preise für den Mund-Nasen-Schutz verdreifacht haben.

Immer mehr Zahnärztinnen

zwei von drei

Immer mehr Zahnärztinnen

Fast zwei von drei Absolventen des Zahnmedizinstudiums sind weiblich. Dies ergab eine Untersuchung des Statistischen Bundesamts im Jahr 2019. Zudem war der Beruf der Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) für weibliche Ausbildungsanfängerinnen ohne deutsche Staatsbürgerschaft 2018 der beliebteste: 17,4 Prozent der jungen Frauen entschieden sich für diese Ausbildung.

Heilen und Helfen – Zahnärztinnen und Zahnärzte engagieren sich

Viele unserer Zahnärztinnen und Zahnärzte engagieren sich neben ihrer täglichen Arbeit in der Praxis ehrenamtlich für Kinder und Seniorinnen, Obdachlose und Drogenabhängige, Geflüchtete in Deutschland und Hilfsbedürftige im Ausland. Ob in lokalen Projekten oder international tätigen Organisationen – sie sind in über 70 Hilfsorganisationen und -projekten weltweit aktiv. Manche der Projekte unterstützen Menschen in schwierigen Lebenslagen, z.B. Patienten ohne Krankenversicherungsschutz. Andere Organisationen helfen bei akuten weltweiten Katastrophen und in der Aufbauhilfe in Krisenregionen.

Gesund ab Mund von Rheinland-Pfalz bis Ruanda

Der Aufschwung in Ruanda ist eine Erfolgsgeschichte. Seit über einem Jahrzehnt wächst die Wirtschaft kontinuierlich und die Lebensbedingungen vieler Menschen haben sich verbessert. Damit einhergehend gibt es auch mehr kleine Verführungen: Schokoriegel, zuckerhaltige Limonaden und andere Süßigkeiten. Die Folge: Karies betrifft immer breitere Schichten der Bevölkerung und mehr als 60 Prozent der Kinder weisen Zahnschäden auf. Diese Welle trifft auf eine wenig ausgeprägte medizinische und zahnmedizinische Infrastruktur. Des Weiteren fehlt es sowohl an einer prothetischen wie auch kieferorthopädischen Versorgung.


Deshalb haben die rheinland-pfälzischen Zahnärzte Dr. Franz-Josef Ratter und Dr. Jürgen Raven 2014 Dental Roots ins Leben gerufen. Der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, die Zahnversorgung und Mundgesundheit in Ruanda – dem Partnerland von Rheinland-Pfalz – zu verbessern.


Sind zuckerhaltige Naschereien in Ruanda auch billig, Zahnpflegemittel sind es nicht. Gleichzeitig sind Wissen und Bewusstsein um Zahngesundheit und -medizin in der Bevölkerung und das Vertrauen in das Gesundheitssystem des Landes nicht sonderlich ausgeprägt. Hier besteht ein dringender und hoher Handlungsbedarf. Aus diesem Grund setzt sich Dental Roots für mehr Prophylaxe, bessere technische Ausstattungen und den zahnmedizinischen Wissenstransfer ein. Allein zwischen 2014 und 2016 hat Dental Roots mit Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz in drei Kliniken in Ruanda vier Behandlungseinheiten eingerichtet. Das waren erste Schritte, das Land und die dortigen Zahnärztinnen und Zahnärzte in die Lage zu versetzen, die Mundgesundheit der Bevölkerung des Landes verbessern zu helfen. Bei mehreren Besuchen vor Ort konnte praktische Hilfe geleistet werden. Bis in 2021 war es Dental Roots möglich, zusätzlich mit Geld- und Sachspenden – auch in Corona-Zeiten – hilfreich tätig werden.




Dr. F.J. Ratter und Dr. J. Raven mit J.M.V. Nahayo, Dental Therapist und Leiter der Dentalabteilung des Distriktkrankenhauses Ruli, und weiteren Klinikmitarbeitern 2019 in Ruli, Ruanda. ©dentalroots


Ziel ist, dass eine zahnmedizinische Gesundheitsversorgung in Ruanda garantiert werden kann. Dies würde zu einer spürbaren Verbesserung der Lebensqualität führen. Damit könnten zudem Arbeitsplätze geschaffen werden, was wiederum mehr wirtschaftlichen Aufschwung bedeuten würde. Approbierte Zahnärztinnen und Zahnärzte sind willkommen und können sich bei dem Projekt melden, um mitzuhelfen. Auch andere interessierte Personen, die Zeit und Lust haben, sind als Unterstützer und Freiwillige gerne gesehen.


Dental Roots
https://dental-roots.jimdofree.com


Deutsche Apotheker- und Ärztebank
IBAN DE80 3006 0601 0002 7658 37

Hilfe, die ankommt

Zahnärztinnen und Zahnärzte helfen in Deutschland und weltweit. Und dies nicht nur im zahnmedizinischen Bereich. Seit Jahrzehnten engagiert sich die Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete (HDZ) weltweit für Menschen, die Hilfe benötigen. Das HDZ sammelt Sach- und Geldspenden oder Altgold aus Zahnersatz, um Menschen zu helfen, die schwer erkrankt sind, unter Armut leiden oder Opfer von Katastrophen geworden sind. Sie helfen, für eine bessere Zahn- und Mundgesundheit zu sorgen, Kinderheime und Waisenhäuser aufzubauen, Schulen zu unterstützen oder Krankenstationen auszurüsten. Seit 2010 hat die Bundeszahnärztekammer die Schirmherrschaft über das HDZ inne.

Madagaskar – diese Kinder kamen wegen der Dürre und des Hungers mit ihren Eltern zur ehemaligen Festungsstadt Taolagnaro (frz. Fort Dauphin) (2021) © Maria Damer - HDZ



In den vergangenen Jahren konnte die Stiftung zum Beispiel Kinderrechte in Togo verteidigen, marginalisierte Roma-Kinder in Rumänien in ihrem Fortkommen unterstützen und die Wasserversorgung auf den Solomon Islands verbessern. In der Guangdong-Provinz in China, wo es nach wie vor viele Leprakranke gibt, wurde mit den erhaltenen Spenden nicht nur die Wundbehandlung verbessert, sondern auch eine Werkstatt zur Herstellung von Prothesen aufgebaut. Auch in Bombay (Indien) wurde die Leprabehandlung verbessert. Dabei verlässt sich das HDZ nicht nur auf sich selbst, sondern kooperiert mit vielen, größeren und kleinen Projekten vor Ort, was dem Hilfswerk eine enorme Flexibilität ermöglicht und jedem Spender und jeder Spenderin garantiert: Die Hilfe kommt an.

Doch momentan richtet sich der Blick in gar nicht so weite Ferne, denn mit der tragischen Flutkatastrophe, die im Juli im Westen Deutschlands gewütet hat, ist das Leid bis an unsere Haustür gerückt. Auch Zahnärztinnen und Zahnärzte, die für ihre Gemeinschaften essenzielle Arbeit leisten, sind stark davon betroffen. Die Stiftung HDZ hat gemeinsam mit Zahnärztekammern und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen Spenden gesammelt und den in Not geratenen Praxen geholfen.

Wir freuen uns sehr, wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte unterstützen und über den Link unten eine Spende schicken, damit wir weiterhin dort helfen können, wo sich die Menschen nicht selbst helfen können.

Vielen Dank!

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Einsatz in der Karibik

Die Dental International Aid Networking Organisation (DIANO) unterstützt zahnärztliche Behandlungen von Menschen in unterversorgten Regionen. Ehrenamtliche Zahnärztinnen und Zahnärzte gründen und betreuen eigene Projekte oder sie unterstützen bereits bestehende Einrichtungen und laufende Projekte. Die Einsatzschwerpunkte sind Haiti, die Dominikanische Republik, Kuba und Jamaika. Die Freiwilligen besuchen Schulen, Waisenhäuser oder abgelegene Dörfer, bringen Kindern das Zähneputzen bei, leisten zahnärztliche Hilfe und klären über Mundgesundheit auf.

Bei allen Projekten, ob selbst gegründet oder unterstützt, wird großer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Die Zahnärztinnen und Zahnärzte vor Ort werden unterstützt und wo es möglich ist, leisten die Ehrenamtlichen Hilfe zur Selbsthilfe, damit die Menschen DIANO irgendwann nicht mehr brauchen. In Ausbildungszentren und Universitäten wird der nächsten Generation von Zahnärzten und vor allem auch Zahnärztinnen unter die Arme gegriffen. Das Hilfsnetz, das sich durch dieses Engagement über die Jahre hinweg gebildet hat, spannt sich inzwischen weit. Was mit ein paar Koffern und Kisten voller medizinischer Instrumente angefangen hat, ist gewachsen und misst mittlerweile Paletten oder gar Container, die über den Ozean geschickt werden. Denn Mundgesundheit ist Menschenrecht – überall auf der Welt.

Behandlung im Pfarrgarten der Kirche Notre-Dame-de-l'Assomption in Ouanaminthe/Haiti, 2019 ©DIANO



Der 2013 gegründete Verein arbeitet eng zusammen mit Netzwerken und Organisationen in Deutschland und stellt so Verbindungen zu Freiwilligen her ­– ob vollständig ausgebildete Zahnärztinnen und Zahnärzte oder Gruppen von jungen Studierenden, die wichtige Arbeit leisten und dabei wertvolle Erfahrungen sammeln können. Letztere können über DIANO auch ihre Famulaturen (Pflichtpraktika) in der Dominikanischen Republik oder Jamaika absolvieren.

Dental International Aid Networking Organisation (DIANO)
http://dentaid.tk

 

Gesund ab Mund in die Offensive

Bundeszahnärztekammer startet bundesweite Kommunikationsoffensive

Die Corona-Krise hat Patient:innen stark verunsichert. Sollte man die Zahnarztpraxis nur in dringenden Fällen aufsuchen? Ist ein Vorsorgetermin jetzt notwendig? Steigt beim Zahnarztbesuch nicht die Gefahr einer Infektion? Auf diese und viele andere Fragen möchten und müssen wir als Bundeszahnärztekammer reagieren.
Ein Besuch beim Zahnarzt oder der Zahnärztin ist aufgrund der schon vor Corona strengen Hygienevorschriften in Zahnarztpraxen so sicher wie eh und je.
Und er bleibt so notwendig und sinnvoll wie vor der Corona-Krise. Denn Erkrankungen im Mundraum müssen so schnell wie möglich erkannt und behandelt werden. Oft geht es dabei nicht nur um die Zähne und die Gesundheit im Mundraum.

Mundgesundheit ist Lebensqualität

Mundgesundheit ist wichtig für unser Wohlbefinden und das beschränkt sich nicht auf den Mundraum. Sie stärkt auch das Immunsystem und kann unter anderem Herzkreislauf-, Nieren- und Lungenerkrankungen oder auch Diabetes vorbeugen. Viele Menschen wissen das nicht. Und genau das und noch einiges mehr wollen wir mit der aktuell gestarteten Kommunikationsoffensive ändern. Die letzten Monate haben gezeigt, wie wichtig es ist, die Bevölkerung in Sachen Gesundheitsschutz transparent und umfassend aufzuklären und gesellschaftliche Debatten mitzugestalten.

Verständlich, überraschend, digital

Unter dem Motto #GesundAbMund – Mit Ihren Zahnärzten rücken wir das Thema Prävention ebenso in den Fokus wie die Rolle der Zahnarztpraxen als Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor.
Wie genau? Indem wir verständlich und eingängig kommunizieren, mit oft unbekannten Fakten überraschen und einen Blick in den Alltag der Praxen ermöglichen.

Hygiene first

Den Auftakt der bis 2022 angelegten Kommunikationsoffensive #GesundAbMund bildet aus gegebenem Anlass das Thema Hygiene. Denn hier besteht Aufklärungsbedarf. Schon vor dem Corona-Ausbruch haben Zahnarztpraxen laut einer Studie des Instituts der Deutschen Zahnärzte durchschnittlich rund 70.000 Euro pro Jahr in die Hygiene investiert – deutlich mehr als andere Ärzt:innen. Zahnärzt:innen tragen seit Jahren Schutzmasken und haben schon lange standardmäßige Hygienevorschriften, die denen während einer Pandemie stark ähneln. Wer sich über effektive Hygienemaßnahmen und Erfahrungen aus der Praxis informieren möchte, der ist bei den Zahnärzt:innen an der ersten und richtigen Adresse.

Partner und Ratgeber

Die Corona-Krise bleibt herausfordernd, auch für die über 70.000 Zahnmediziner:innen, eine der größten Arztgruppen in Deutschland. Die Kommunikationsoffensive #GesundAbMund unterstreicht, dass Zahnärzt:innen auch in der Corona-Krise verlässliche Partner:innen der Patient:innen und der Politik sind, wenn es darum geht, kluge Lösungen zu entwickeln, um gut durch die Krise zu kommen. „Die Corona-Krise wird uns noch einige Zeit beschäftigen. Die Zahnarztpraxen sind und bleiben ein sicherer Ort für die Patient:innen, dafür sorgen die Zahnärzt:innen und ihr qualifiziertes Personal. Und mit ihrem Praxiswissen stehen sie und ihre Standesvertreter:innen auch als Partner:innen und Ratgeber:innen für die Politik bereit, die in dieser Krise oft weitreichende Entscheidungen von großer gesundheitspolitischer Bedeutung treffen muss. Die Kommunikationsoffensive soll dazu wirkungsvolle Impulse geben“, erklärt Dr. Peter Engel, ehemaliger Präsident der Bundeszahnärztekammer.

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