Gesund ab Mund in die Offensive
Bundeszahnärztekammer startet bundesweite Kommunikationsoffensive
Die Corona-Krise hat Patient:innen stark verunsichert. Sollte man die Zahnarztpraxis nur in dringenden Fällen aufsuchen? Ist ein Vorsorgetermin jetzt notwendig? Steigt beim Zahnarztbesuch nicht die Gefahr einer Infektion? Auf diese und viele andere Fragen möchten und müssen wir als Bundeszahnärztekammer reagieren.
Ein Besuch beim Zahnarzt oder der Zahnärztin ist aufgrund der schon vor Corona strengen Hygienevorschriften in Zahnarztpraxen so sicher wie eh und je.
Und er bleibt so notwendig und sinnvoll wie vor der Corona-Krise. Denn Erkrankungen im Mundraum müssen so schnell wie möglich erkannt und behandelt werden. Oft geht es dabei nicht nur um die Zähne und die Gesundheit im Mundraum.
Mundgesundheit ist Lebensqualität
Mundgesundheit ist wichtig für unser Wohlbefinden und das beschränkt sich nicht auf den Mundraum. Sie stärkt auch das Immunsystem und kann unter anderem Herzkreislauf-, Nieren- und Lungenerkrankungen oder auch Diabetes vorbeugen. Viele Menschen wissen das nicht. Und genau das und noch einiges mehr wollen wir mit der aktuell gestarteten Kommunikationsoffensive ändern. Die letzten Monate haben gezeigt, wie wichtig es ist, die Bevölkerung in Sachen Gesundheitsschutz transparent und umfassend aufzuklären und gesellschaftliche Debatten mitzugestalten.
Verständlich, überraschend, digital
Unter dem Motto #GesundAbMund – Mit Ihren Zahnärzten rücken wir das Thema Prävention ebenso in den Fokus wie die Rolle der Zahnarztpraxen als Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor.
Wie genau? Indem wir verständlich und eingängig kommunizieren, mit oft unbekannten Fakten überraschen und einen Blick in den Alltag der Praxen ermöglichen.
Hygiene first
Den Auftakt der bis 2022 angelegten Kommunikationsoffensive #GesundAbMund bildet aus gegebenem Anlass das Thema Hygiene. Denn hier besteht Aufklärungsbedarf. Schon vor dem Corona-Ausbruch haben Zahnarztpraxen laut einer Studie des Instituts der Deutschen Zahnärzte durchschnittlich rund 70.000 Euro pro Jahr in die Hygiene investiert – deutlich mehr als andere Ärzt:innen. Zahnärzt:innen tragen seit Jahren Schutzmasken und haben schon lange standardmäßige Hygienevorschriften, die denen während einer Pandemie stark ähneln. Wer sich über effektive Hygienemaßnahmen und Erfahrungen aus der Praxis informieren möchte, der ist bei den Zahnärzt:innen an der ersten und richtigen Adresse.
Partner und Ratgeber
Die Corona-Krise bleibt herausfordernd, auch für die über 70.000 Zahnmediziner:innen, eine der größten Arztgruppen in Deutschland. Die Kommunikationsoffensive #GesundAbMund unterstreicht, dass Zahnärzt:innen auch in der Corona-Krise verlässliche Partner:innen der Patient:innen und der Politik sind, wenn es darum geht, kluge Lösungen zu entwickeln, um gut durch die Krise zu kommen. „Die Corona-Krise wird uns noch einige Zeit beschäftigen. Die Zahnarztpraxen sind und bleiben ein sicherer Ort für die Patient:innen, dafür sorgen die Zahnärzt:innen und ihr qualifiziertes Personal. Und mit ihrem Praxiswissen stehen sie und ihre Standesvertreter:innen auch als Partner:innen und Ratgeber:innen für die Politik bereit, die in dieser Krise oft weitreichende Entscheidungen von großer gesundheitspolitischer Bedeutung treffen muss. Die Kommunikationsoffensive soll dazu wirkungsvolle Impulse geben“, erklärt Dr. Peter Engel, ehemaliger Präsident der Bundeszahnärztekammer.
Hätten Sie’s gewusst?
Wer hätte gedacht, dass in jedem menschlichen Mund rund sechs Millionen Bakterien siedeln? Viele von ihnen sind sogar nützlich, denn sie wehren Krankheitserreger ab und zersetzen Nährstoffe. Es gibt viele interessante, nützliche und mitunter kuriose Fakten aus der Welt der Zahnmedizin. Hier nur eine kleine Auswahl.
Außen hart und innen weich
Zahnschmelz ist die härteste Substanz im menschlichen Körper. Die Napfschnecke ist uns aber sogar noch um einiges voraus – ihre Zähne sind das festeste Biomaterial der ganzen Welt. Nur Fasern in kugelsicheren Westen können mit dieser Festigkeit mithalten.
Zähne härten gegen Karies
Karies ist eine der häufigsten Zahnkrankheiten. Eine Kariesentwicklung kann manchmal über Jahre verlaufen. Regelmäßiges Fluoridieren hilft, die Zähne zu härten und sie unempfindlicher gegen Kariesbakterien zu machen.
Eine Million mal lebenslang
Zahnärzt:innen aus Deutschland setzen mehr als eine Million Zahnimplantate pro Jahr. Dabei kann ein Implantat durchaus so lange halten wie ein eigener Zahn.
Wenn’s im Rücken zwackt
Funktionsstörungen des Kiefergelenks können auch Nackenschmerzen mitauslösen. Muskuläre Probleme bei der Kieferbewegung, bei der auch die Halsmuskulatur beteiligt ist, können auch durch die Verordnung von Physiotherapie durch Zahnärzt:innen therapiert werden
Zweimal Mond und zurück
In Deutschland landen pro Jahr rund 410 Millionen Tuben Zahnpasta auf der Zahnbürste. Drückt man diese Tuben aus, entsteht eine Zahnpasta-Schlange, die zweimal bis zum Mond und zurück reichen würde.
Gut bestückt
Bei rund zwei Prozent aller Deutschen wachsen einfach zusätzliche Zähne im Mund auch über die vier möglichen Weisheitszähne hinaus.
Ein Herzensanliegen
Wer zweimal täglich die Zähne putzt, beugt einem Herzinfarktrisiko vor.
Knapp verfehlt
Jede:r Deutsche benutzt pro Jahr durchschnittlich anderthalb Meter Zahnseide. Das sind gut 178,5 Meter weniger als empfohlen.
Zähneputzen stärkt die Manneskraft
Klingt abwegig, aber türkische Forscher haben herausgefunden, dass ein Zusammenhang zwischen entzündetem Zahnfleisch und erektiler Dysfunktion besteht. Ursache sind offenbar Durchblutungsstörungen infolge von Parodontitis. Also, liebe Herren: Zähneputzen nicht vergessen!
3 Fragen an …
Ob Einblicke in den zahnärztlichen Berufsalltag, Hintergründe zu aktuellen Debatten oder die Vorstellung von innovativer Medizintechnik: Kurze Interviews geben Auskunft zu wichtigen und aktuellen Themen aus der Welt der Zahnmedizin.
Der Zahn der Zeit
Pharaonen, Präsidenten, Zahnwürmer: Wenn man tief in der Geschichte der Zahnmedizin bohrt, kann man überraschende Details, unglaubliche Tatsachen sowie spannende und mitunter lehrreiche Geschichten entdecken.
Der Zahnwurm ist schuld
Tausende von Jahren bis ins 19. Jahrhundert hielt sich der Mythos, ein Zahnwurm sei die Ursache für Karies und Zahnschmerzen. Als böser Geist und Dämon ernähre er sich von Zahnblut oder trete in „verdorbenen“ Körpersäften wie dem Speichel aus. Die Wissenschaft zerstörte schließlich den Glauben an den Zahnwurm und fand bessere Antworten auf die Kariesfrage.
Die Kelten haben es vorgemacht
Nahe Paris, in Le Chêne, entdeckten Archäolog:innen ein 2.300 Jahre altes Keltengrab – und darin womöglich das früheste bekannte Zahnimplantat. Das im Grab liegende Frauenskelett hatte im Mund einen Eisenstift – offenbar der Zahnersatz für einen fehlenden Frontzahn im ansonsten vollständigen Gebiss. Ob das Implantat vor oder nach dem Tod eingesetzt wurde, war nicht mehr feststellbar. Nur 130 Kilometer weiter fand man in einem etwa 1.900 Jahre alten Grab einen jungen Kelten mit einem vergleichbaren Eisenimplantat, das fest in den Kieferknochen eingewachsen war. Damit ist sicher: Schon die Kelten kannten und nutzten festen Zahnersatz.
Von Stars und Steinchen
Nachdem sich Mick Jagger einen Rubin in seinen Schneidezahn einsetzen ließ, fragten ihn Freunde wiederholt, ob er an Zahnfleischbluten leide. Kurzerhand wurde der Rubin durch einen Smaragd getauscht. Doch jetzt wies man ihn dezent auf den Salat in seinen Zähnen hin. Der Smaragd wich schließlich einem farblich neutralen Diamanten – der nun im rechten Licht nur kurz aufblitzt.
Zähneputzen als Frauensache
Im Mittelalter wurde der Zahnschmerz als gottgewollte Prüfung angesehen. Griffen Männer zur Zahnbürste, galt das noch im 18. Jahrhundert als dekadent. Zähneputzen war bis zum 19. Jahrhundert reine Frauensache. Erst danach fand die Zahnhygiene ihren festen Platz in der Körperpflege beider Geschlechter.
Begründer der modernen Zahnmedizin
In Frankreich wurde Zahnmedizin schon im 17. Jahrhundert als gleichwertiges Gebiet der Chirurgie anerkannt. Pierre Fauchard (1678–1761) gilt als Urheber der modernen Zahnmedizin, seine Theorien waren in der Zahnheilkunde eine Innovation. Er lehnte den Aberglauben an den Zahnwurm ab und entwickelte neue Ansätze zur Zahnhygiene und für Behandlungsmethoden. Von ihm stammt auch die Idee, Zahnfehlstellungen durch fixierte Drähte zu richten: die Geburt der Zahnspange.
Erste Narkose
Die erste Äthernarkose wurde im Jahr 1846 in Boston durchgeführt. Für die Zahnmedizin war es ein großer Fortschritt, dass die Zahnärzt:innen endlich in Ruhe arbeiten konnten und die Patient:innen öfter freiwillig kamen.
Totenkult als Geburtsstunde für Zahnersatz
Die Ägypter waren der heutigen westlichen Zivilisation weit voraus und es verwundert nicht, dass der erste genannte Zahnarzt von dort stammt. Auch der erste historisch nachgewiesene Zahnersatz wurde vor rund 4.500 Jahren im alten Ägypten hergestellt, allerdings nicht für die Münder der Lebenden, sondern für die der verstorbenen Pharaonen. Damit die mit lückenlosem Gebiss ihre Reise ins Totenreich antreten konnten, wurden eventuelle Zahnlücken vor der Beisetzung mit Zähnen lebender Spender:innen – meist Sklaven – versorgt.
Präsident mit Zahnproblemen
US-Präsident George Washington hatte zeitlebens große Zahnprobleme. Es gibt kein einziges Bild, das ihn lachend zeigt. Irgendwann hatte er nur noch einen Zahn im Mund sowie verschiedene Prothesen aus Elfenbein, Nilpferdstoßzahn, Zähnen von Rindern oder Pferden sowie Menschenzähnen. Für Portraitmalereien wurde sein Mund oft mit Taschentüchern ausgestopft, um eingefallenen Wangen und Lippen zu kaschieren.
Schwarze Zähne vom weißen Zucker
Mit den Kreuzfahrern kam im 12. Jahrhundert erstmals der Zucker aus dem Orient nach Europa und sorgte dafür, dass Karies erblühte. Da sich zunächst nur Wohlhabende das weiße Gold leisten konnten, grassierte unter ihnen bald die sogenannte Zahnfäule. Eine Weile galten schwarze statt weißer Zähne sogar als Statussymbol. Verarmte Adlige oder bankrotte Kaufleute färbten sich die Zähne, um zu verbergen, dass sie sich Zucker nicht mehr leisten konnten.
Der längste Zahn der Welt
Katharina die Große bevorzugte besonders leistungsfähige Männer. Da man damals glaubte, dass Männer mit langen Zähnen auch über die stärkste Manneskraft verfügten, wurde die Suche entsprechend eingegrenzt. Man fand den Bauern Grigorij, dessen Zähne 55 mm lang gewesen sein sollen. Man brachte ihn in die kaiserlichen Gemächer. Was dort geschah, ist ebenso wenig überliefert wie Grigorijs Verbleib.
Zahnersatz industriell gefertigt
Um 1820 herum entstand der erste Zahnersatz aus Porzellan, ab 1851 wurde auch Kautschuk verwendet. Damit entwickelten Zahntechniker und Zahnärzte erstmals bezahlbaren und passenden Zahnersatz, der nicht nur schön aussah, sondern auch dem Kauen standhielt. Weil die neuen Zahnersatzmaterialien mehr taugten, wurden menschliche Zähne als Ersatzmöglichkeit immer seltener und schließlich gar nicht mehr verwendet.
Aus der Praxis
Checklisten, Erfahrungsberichte, Trendbarometer: Hier gibt es wichtige Informationen aus der Praxis – von der Digitalisierung der Zahnbehandlung über die Kosten der Hygienemaßnahmen bis zum sozialen Engagement der Zahnärzteschaft.
Heilen und Helfen – Zahnärztinnen und Zahnärzte engagieren sich
Viele unserer Zahnärztinnen und Zahnärzte engagieren sich neben ihrer täglichen Arbeit in der Praxis ehrenamtlich für Kinder und Seniorinnen, Obdachlose und Drogenabhängige, Geflüchtete in Deutschland und Hilfsbedürftige im Ausland. Ob in lokalen Projekten oder international tätigen Organisationen – sie sind in über 70 Hilfsorganisationen und -projekten weltweit aktiv. Manche der Projekte unterstützen Menschen in schwierigen Lebenslagen, z.B. Patienten ohne Krankenversicherungsschutz. Andere Organisationen helfen bei akuten weltweiten Katastrophen und in der Aufbauhilfe in Krisenregionen.
Die 10 wichtigsten Hygiene-Tipps
empfohlen von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – und von Ihren Zahnärzten
1.
Regelmäßig Hände waschen
Wenn Sie nach Hause kommen
vor und während der Zubereitung von Speisen
vor den Mahlzeiten
nach dem Besuch der Toilette
nach dem Naseputzen, Husten oder Niesen
vor und nach dem Kontakt mit Erkrankten
nach dem Kontakt mit Tieren.
2.
Hände gründlich waschen
Hände unter fließendes Wasser halten
Hände von allen Seiten mit Seife einreiben
20 bis 30 Sekunden Zeit lassen
Hände unter fließendem Wasser abwaschen
mit einem sauberen Tuch trocknenn Fenstern.
3.
Hände aus dem Gesicht fernhalten
Vermeiden Sie es, mit ungewaschenen Händen Mund, Augen oder Nase zu berühren.
4.
Richtig husten und niesen
Husten und niesen Sie am besten in ein Taschentuch oder halten die Armbeuge vor Mund und Nase. Halten Sie dabei Abstand von anderen Personen und drehen Sie sich weg.
5.
Im Krankheitsfall Abstand halten
Kurieren Sie sich zu Hause aus. Verzichten Sie auf enge Körperkontakte. Bei hohem Ansteckungsrisiko für andere kann es sinnvoll sein, sich in einem separaten Raum aufzuhalten oder eine getrennte Toilette zu benutzen. Verwenden Sie persönliche Gegenstände wie Handtücher oder Trinkgläser nicht gemeinsam.
6.
Wunden schützen
Decken Sie Verletzungen und Wunden mit einem Pflaster oder Verband ab.
7.
Auf ein sauberes Zuhause achten
Reinigen Sie insbesondere Bad und Küche regelmäßig mit üblichen Haushaltsreinigern. Lassen Sie Putzlappen nach Gebrauch gut trocknen und wechseln sie häufig aus.
8.
Lebensmittel hygienisch behandeln
Bewahren Sie empfindliche Nahrungsmittel stets gut gekühlt auf. Vermeiden Sie den Kontakt von rohen Tierprodukten mit roh verzehrten Lebensmitteln. Erhitzen Sie Fleisch auf mindestens 70°C. Waschen Sie rohes Gemüse und Obst vor dem Verzehr gründlich ab.
9.
Geschirr und Wäsche heiß waschen
Reinigen Sie Küchenutensilien mit warmem Wasser und Spülmittel oder in der Maschine bei mindestens 60°C. Waschen Sie Spüllappen und Putztücher sowie Handtücher, Bettwäsche und Unterwäsche bei mindestens 60°C.
10.
Regelmäßig lüften
Lüften Sie geschlossene Räume mehrmals täglich für einige Minuten mit weit geöffneten Fenstern.