Gesund ab Mund in die Offensive

Bundeszahnärztekammer startet bundesweite Kommunikationsoffensive

Die Corona-Krise hat Patient:innen stark verunsichert. Sollte man die Zahnarztpraxis nur in dringenden Fällen aufsuchen? Ist ein Vorsorgetermin jetzt notwendig? Steigt beim Zahnarztbesuch nicht die Gefahr einer Infektion? Auf diese und viele andere Fragen möchten und müssen wir als Bundeszahnärztekammer reagieren.
Ein Besuch beim Zahnarzt oder der Zahnärztin ist aufgrund der schon vor Corona strengen Hygienevorschriften in Zahnarztpraxen so sicher wie eh und je.
Und er bleibt so notwendig und sinnvoll wie vor der Corona-Krise. Denn Erkrankungen im Mundraum müssen so schnell wie möglich erkannt und behandelt werden. Oft geht es dabei nicht nur um die Zähne und die Gesundheit im Mundraum.

Mundgesundheit ist Lebensqualität

Mundgesundheit ist wichtig für unser Wohlbefinden und das beschränkt sich nicht auf den Mundraum. Sie stärkt auch das Immunsystem und kann unter anderem Herzkreislauf-, Nieren- und Lungenerkrankungen oder auch Diabetes vorbeugen. Viele Menschen wissen das nicht. Und genau das und noch einiges mehr wollen wir mit der aktuell gestarteten Kommunikationsoffensive ändern. Die letzten Monate haben gezeigt, wie wichtig es ist, die Bevölkerung in Sachen Gesundheitsschutz transparent und umfassend aufzuklären und gesellschaftliche Debatten mitzugestalten.

Verständlich, überraschend, digital

Unter dem Motto #GesundAbMund – Mit Ihren Zahnärzten rücken wir das Thema Prävention ebenso in den Fokus wie die Rolle der Zahnarztpraxen als Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor.
Wie genau? Indem wir verständlich und eingängig kommunizieren, mit oft unbekannten Fakten überraschen und einen Blick in den Alltag der Praxen ermöglichen.

Hygiene first

Den Auftakt der bis 2022 angelegten Kommunikationsoffensive #GesundAbMund bildet aus gegebenem Anlass das Thema Hygiene. Denn hier besteht Aufklärungsbedarf. Schon vor dem Corona-Ausbruch haben Zahnarztpraxen laut einer Studie des Instituts der Deutschen Zahnärzte durchschnittlich rund 70.000 Euro pro Jahr in die Hygiene investiert – deutlich mehr als andere Ärzt:innen. Zahnärzt:innen tragen seit Jahren Schutzmasken und haben schon lange standardmäßige Hygienevorschriften, die denen während einer Pandemie stark ähneln. Wer sich über effektive Hygienemaßnahmen und Erfahrungen aus der Praxis informieren möchte, der ist bei den Zahnärzt:innen an der ersten und richtigen Adresse.

Partner und Ratgeber

Die Corona-Krise bleibt herausfordernd, auch für die über 70.000 Zahnmediziner:innen, eine der größten Arztgruppen in Deutschland. Die Kommunikationsoffensive #GesundAbMund unterstreicht, dass Zahnärzt:innen auch in der Corona-Krise verlässliche Partner:innen der Patient:innen und der Politik sind, wenn es darum geht, kluge Lösungen zu entwickeln, um gut durch die Krise zu kommen. „Die Corona-Krise wird uns noch einige Zeit beschäftigen. Die Zahnarztpraxen sind und bleiben ein sicherer Ort für die Patient:innen, dafür sorgen die Zahnärzt:innen und ihr qualifiziertes Personal. Und mit ihrem Praxiswissen stehen sie und ihre Standesvertreter:innen auch als Partner:innen und Ratgeber:innen für die Politik bereit, die in dieser Krise oft weitreichende Entscheidungen von großer gesundheitspolitischer Bedeutung treffen muss. Die Kommunikationsoffensive soll dazu wirkungsvolle Impulse geben“, erklärt Dr. Peter Engel, ehemaliger Präsident der Bundeszahnärztekammer.

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Hätten Sie’s gewusst?

Wer hätte gedacht, dass in jedem menschlichen Mund rund sechs Millionen Bakterien siedeln? Viele von ihnen sind sogar nützlich, denn sie wehren Krankheitserreger ab und zersetzen Nährstoffe. Es gibt viele interessante, nützliche und mitunter kuriose Fakten aus der Welt der Zahnmedizin. Hier nur eine kleine Auswahl.

Außen hart und innen weich

Zahnschmelz ist die härteste Substanz im menschlichen Körper. Die Napfschnecke ist uns aber sogar noch um einiges voraus – ihre Zähne sind das festeste Biomaterial der ganzen Welt. Nur Fasern in kugelsicheren Westen können mit dieser Festigkeit mithalten.

Zähne härten gegen Karies

Karies ist eine der häufigsten Zahnkrankheiten. Eine Kariesentwicklung kann manchmal über Jahre verlaufen. Regelmäßiges Fluoridieren hilft, die Zähne zu härten und sie unempfindlicher gegen Kariesbakterien zu machen.

Eine Million mal lebenslang

Zahnärzt:innen aus Deutschland setzen mehr als eine Million Zahnimplantate pro Jahr. Dabei kann ein Implantat durchaus so lange halten wie ein eigener Zahn.

Wenn’s im Rücken zwackt

Funktionsstörungen des Kiefergelenks können auch Nackenschmerzen mitauslösen. Muskuläre Probleme bei der Kieferbewegung, bei der auch die Halsmuskulatur beteiligt ist, können auch durch die Verordnung von Physiotherapie durch Zahnärzt:innen therapiert werden

Zweimal Mond und zurück

In Deutschland landen pro Jahr rund 410 Millionen Tuben Zahnpasta auf der Zahnbürste. Drückt man diese Tuben aus, entsteht eine Zahnpasta-Schlange, die zweimal bis zum Mond und zurück reichen würde.

Gut bestückt

Bei rund zwei Prozent aller Deutschen wachsen einfach zusätzliche Zähne im Mund auch über die vier möglichen Weisheitszähne hinaus.

Ein Herzensanliegen

Wer zweimal täglich die Zähne putzt, beugt einem Herzinfarktrisiko vor.

Knapp verfehlt

Jede:r Deutsche benutzt pro Jahr durchschnittlich anderthalb Meter Zahnseide. Das sind gut 178,5 Meter weniger als empfohlen.

Zähneputzen stärkt die Manneskraft

Klingt abwegig, aber türkische Forscher haben herausgefunden, dass ein Zusammenhang zwischen entzündetem Zahnfleisch und erektiler Dysfunktion besteht. Ursache sind offenbar Durchblutungsstörungen infolge von Parodontitis. Also, liebe Herren: Zähneputzen nicht vergessen!

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3 Fragen an …

Ob Einblicke in den zahnärztlichen Berufsalltag, Hintergründe zu aktuellen Debatten oder die Vorstellung von innovativer Medizintechnik: Kurze Interviews geben Auskunft zu wichtigen und aktuellen Themen aus der Welt der Zahnmedizin.

Die Bundeszahnärztekammer hat in einer repräsentativen forsa-Umfrage die Bürger:innen zu ihrem Hygiene-Verhalten befragt. Was sind die wichtigsten Ergebnisse dieses Hygiene-Checks?

Das wichtigste zuerst: Die Hygiene-Disziplin in Deutschland ist wegen der Pandemie sehr hoch. Die Hygiene-Vorgaben der Behörden werden weitestgehend eingehalten und das gilt vor allem für die sogenannten AHA-Regeln, also Maske tragen, Abstand halten und regelmäßiges Händewaschen. Alle drei Vorgaben werden von über 90 Prozent der Befragten entweder immer oder meistens befolgt – das ist ein starkes Ergebnis. Beim Lüften und Nicht-ins-Gesicht-fassen lässt die Disziplin etwas nach: Die Vorgaben werden zwar von über 80 bzw. fast 70 Prozent eingehalten, aber nicht immer, sondern meistens. Interessant sind auch die Zukunftsprognosen: Immerhin drei Viertel der Deutschen gehen davon aus, dass sie die erhöhten Hygienestandards auch beibehalten werden, wenn die Pandemie vorbei ist. Die Pandemie könnte unser Hygiene-Verhalten also dauerhaft beeinflussen.

Prof. Dietmar Oesterreich - Vorstandsmitglied der Bundeszahnärztekammer und Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern

Gibt es demografische Faktoren, die das Hygieneverhalten beeinflussen, zum Beispiel das Alter oder das Geschlecht?

Es gibt einige Unterschiede, nicht alle gesellschaftlichen Gruppen beherzigen die Hygienemaßnahmen gleichermaßen. Während etwa zwei Drittel der Frauen regelmäßig und gründlich die Hände waschen, ist es bei den Männern lediglich knapp die Hälfte. Auch das Alter spielt eine Rolle: 84 Prozent der Befragten über 60 tragen immer eine Maske, wenn es erforderlich ist, bei den 18-29jährigen sind es nur 65 Prozent – angesichts der unterschiedlichen Risikolagen der Altersgruppen überrascht dieses Ergebnis nicht. Ein wichtiger Befund: Nicht alle Bevölkerungsgruppen sind auf demselben Informationsstand. Arbeiter fühlen sich zum Beispiel deutlich seltener sehr gut informiert als Angestellte, Beamte oder Selbständige. Die Corona-Aufklärung muss im Ergebnis stärker zielgruppenspezifisch erfolgen.

Prof. Dietmar Oesterreich - Vorstandsmitglied der Bundeszahnärztekammer und Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern

Die Hygienestandards in den Zahnarztpraxen waren schon vor der Pandemie sehr hoch und wurden noch mal verstärkt wegen Corona. Wie reagieren Ihre Patient:innen auf die Pandemie und die möglichen Risiken?

Die Patient:innen haben nicht nur zu Recht hohe Erwartungen an die Hygiene, sondern beobachten dies auch in Arzt- und Zahnpraxen. Für 65 Prozent der Befragten sind hohe Hygienestandards in Arztpraxen sehr wichtig, bei Zahnarztpraxen sind es sogar 77 Prozent. Nur die Kompetenz des medizinischen Personals ist ihnen wichtiger als die Hygiene, Wartezeiten zum Beispiel spielen eine geringere Rolle. Was die Zahnärzteschaft freut: Das größte Vertrauen in Sachen Hygiene genießen die niedergelassenen Zahn- und Hausärzte. 88 Prozent der Befragten haben die Erfahrung gemacht, dass in Zahnarztpraxen besondere Hygiene-Vorkehrungen getroffen werden. Zum Vergleich: Besonderen Hygiene-Vorkehrungen in Krankenhäusern beobachten 65 Prozent der Befragten. Eine weitere gute Nachricht: Trotz der allgemeinen Verunsicherung durch die Pandemie haben nur 16 Prozent der Patient:innen einen Zahnarzttermin abgesagt oder verschoben. Das sollten sie auch nicht tun. Die Praxen sind sicher, das zeigen Auswertungen zum Infektionsgeschehen. Wer einen Zahnarzttermin hat und infektfrei ist, sollte diesen wahrnehmen, erst recht bei chronischen Erkrankungen. Und auch die Vorsorge sollte man auf keinen Fall vernachlässigen.

Prof. Dietmar Oesterreich - Vorstandsmitglied der Bundeszahnärztekammer und Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern

Viele Zahnärztinnen und Zahnärzte engagieren sich neben ihrem Praxisalltag auch ehrenamtlich. Wie muss man sich das konkret vorstellen?

Das Engagement der Kolleginnen und Kollegen ist sehr vielfältig. Es wird im In- wie im Ausland geholfen, in kleinen lokalen Projekten wie in groß angelegten Hilfseinsätzen, von Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfern wie von vielköpfigen Teams, die teilweise mit internationalen Hilfsorganisationen zusammenarbeiten. Unterstützt werden Kinder und Senioren, Obdachlose und Drogenabhängige, Geflüchtete in Deutschland und Hilfsbedürftige in Entwicklungs- und Schwellenländern. Die konkrete Hilfe kann eine kostenlose zahnmedizinische Behandlung von Menschen ohne Krankenversicherung sein oder die Einrichtung einer Zahn- bzw. Krankenstation in Weltregionen, wo es nur eine spärliche Gesundheitsversorgung gibt. Viele Kolleginnen und Kollegen opfern große Teile ihrer Freizeit für ihr ehrenamtliches Engagement, stecken Geld und vor allem viel Herzblut hinein.

Dr. Karsten Heegewaldt – Vorstandsreferent der Bundeszahnärztekammer für Soziale Aufgaben/Hilfsorganisationen und Präsident der Zahnärztekammer Berlin

Es wird also hier im Inland geholfen, aber auch in Armuts- und Krisenregionen. Wie sieht das in der Corona-Zeit aus?

Die Corona-Pandemie hat viele Hilfseinsätze verkompliziert, oft sogar unmöglich gemacht. Einsätze im Ausland waren durch (Ein-)Reiseverbote nicht durchführbar. Im Inland waren Obdachlosenpraxen wegen mangelnder Schutzausrüstung größtenteils geschlossen. Auch war teilweise ein Spendenrückgang zu verzeichnen. Im schlimmsten Fall sind Hilfsprojekte zur kompletten Untätigkeit verdammt, erzielte Erfolge werden dadurch um Jahre zurückgeworfen oder gänzlich zunichte gemacht.

Dennoch werden Bedürftige von Ehrenamtlichen versorgt, soweit es möglich ist. Teilweise wurde Schutzausrüstung ins Ausland gesendet, COVID-19-Aufklärung und -Nothilfe betrieben und später auch ein neuer Schwerpunkt in der Corona-Nothilfe gesetzt: die Ernährungssicherung.

Dr. Karsten Heegewaldt – Vorstandsreferent der Bundeszahnärztekammer für Soziale Aufgaben/Hilfsorganisationen und Präsident der Zahnärztekammer Berlin

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Fortschritte bei der Pandemiebekämpfung bedeuten auch, dass wieder mehr Hilfseinsätze möglich sind. Alleine aus dieser Warte hoffe ich natürlich, dass wir beim Impfen und der Entwicklung einer effektiven Teststrategie zügig vorankommen. Damit die engagierten Kolleginnen und Kollegen ihre ehrenamtliche Arbeit bald wieder im vollen Umfang aufnehmen können.

Bei aller verständlichen Ungeduld hierzulande beim Fortschritt der Impfkampagne dürfen wir Entwicklungs- und Schwellenländer bei der Versorgung mit Impfstoff nicht vergessen. Gerade dort ist es vielen Menschen nicht möglich, sich ausreichend vor dem Virus zu schützen. Eine globale Pandemie kann nur global bekämpft werden. Hier erhoffe ich mir Solidarität und Unterstützung von reichen Ländern wie Deutschland.

Dr. Karsten Heegewaldt – Vorstandsreferent der Bundeszahnärztekammer für Soziale Aufgaben/Hilfsorganisationen und Präsident der Zahnärztekammer Berlin

Jährlich erkranken in Deutschland 400.000 – 600.000 Patienten an Krankenhausinfektionen, etwa 10.000 bis 15.000 Menschen sterben laut aktuellen Schätzungen an den Infektionen. Aber erst Corona hat dazu geführt, dass sich die breite Öffentlichkeit mit dem Thema Hygiene beschäftigt. Woran könnte das liegen? Haben wir das Thema verschlafen?

Deutschland steht bei der Häufigkeit von Krankenhausinfektionen nicht gut da: nicht mal im europäischen Mittelfeld. Das ist schwer verständlich, wenn man weiß, mit welchem Aufwand Hygiene betrieben wird. Aus meiner Sicht beschränkt sich dieser Aufwand aber leider oft nur auf technische Parameter, die inzwischen Grundlage einer überbordenden Prüfbürokratie geworden sind. Viel wichtiger ist es jedoch, die Hygiene-Basics in der Ausbildung zu alltäglichem, routinemäßigem Handeln zu machen. Über diesen „Hygiene-Drill“ kann jede Zahnärztin und jeder Zahnarzt leidvoll aus dem eigenen Studium berichten. Wer Hygiene nur theoretisch vermitteln möchte, wird scheitern. Hygiene muss sich im alltäglichen Umgang und vor allem in Coronazeiten in der ärztlichen Praxis bewähren.

Prof. Christoph Benz - Präsident der Bundeszahnärztekammer

Abstand halten, ständiges Händewaschen, Desinfektionsmittel an jeder Ecke – und Händeschütteln wirkt inzwischen geradezu befremdlich. Welche dieser Hygienemaßnahmen sollten wir bewahren, auch wenn die Corona-Krise vorüber ist?

Die meisten von uns haben erlebt, wie gesund man auch im Winter bleiben kann, wenn man nur einige wenige Maßnahmen berücksichtigt. Es macht Sinn, auch für die Zukunft so geradeaus zu denken und nicht quer. Mit diesen relativ einfachen Verhaltensregeln können wir präventiv viel bewirken und möglicherweise schwere Verläufe auch in Zukunft, z.B. bei Influenza, vermeiden. Hier werbe ich für mehr Selbstkontrolle, Achtsamkeit und Solidarität untereinander.

Prof. Christoph Benz - Präsident der Bundeszahnärztekammer

Ein Jahr Corona liegt hinter uns und es war auch für die Zahnarztpraxen und die Praxisteams ein schwieriges Jahr. Was sind aus Zahnarzt-Sicht die lessons learned?

Die HIV-Bedrohung der zweiten Hälfte der 80er-Jahre hat zu einer gezielten Ausrichtung unseres Hygienebewusstseins geführt. Wie vernünftig und wirksam das war, zeigt sich jetzt. Anders als in vielen anderen Gesundheitsbereichen konnte Corona bisher der Zahnmedizin nahezu nichts anhaben. Wenn wir etwas für die Zukunft lernen sollten, dann sind es diese zwei Punkte:
1. Wir sind die Hygiene-Experten im Umgang mit dem infektionsträchtigsten Bereich des menschlichen Körpers, dem Mund. In Zukunft dürfen wir hier selbstbewusster sein und unsere Kompetenz stärker in die laufenden Debatten einbringen.
2. Es gibt nur eine Zahnmedizin, keine notwendige und echte Zahnmedizin, die wir von irgendetwas anderem abgrenzen müssten. Auf zahnmedizinische Versorgung und Vorsorge kann und darf im Krisenfall nicht verzichtet werden. Die während der Corona gestiegene Sensibilität für eigene Vorbeugung und professionelle Unterstützung dabei müssen wir wachhalten.

Prof. Christoph Benz - Präsident der Bundeszahnärztekammer

Die Bundeszahnärzte­kammer startet im September 2020 bundesweit eine Kommunikations­offensive. Was sind deren Ziele?

Mit der Kommunikationsoffensive #GesundAbMund wollen wir den Menschen die Arbeit von Zahnärzten und die Bedeutung der Mundgesundheit näherbringen, indem wir informieren, aufklären und Unsicherheiten ausräumen. Ob Prävention oder Hygiene – vielen Menschen ist nicht bewusst, wie wichtig die Mundgesundheit für das allgemeine Wohlbefinden ist, zum Beispiel zur Vorbeugung von Herzkreislauf-, Nieren- und Lungenerkrankungen. Und die Hygienestandards in Zahnartpraxen waren schon vor Corona fast so hoch wie jetzt in der Pandemie, weil die Zahnärzt:innen aus naheliegenden Gründen dem Mundraum der Patient:innen sehr nahe kommen. Auch vor Corona gab es zahlreiche Erkrankungen wie Hepatitis oder Masern, vor denen man sich und die Patienten schützen musste. Wir wollen gerade zu Beginn der Kommunikationsoffensive das Thema Hygiene in den Fokus rücken. Denn hier besteht Aufklärungsbedarf.

Dr. Peter Engel – ehemaliger Präsident der Bundeszahnärztekammer

Inwiefern? Was tun Zahnärzte denn in Sachen Hygiene – vor allem in Zeiten von Covid-19?

In Zahnarztpraxen existieren die wegen Corona erforderlichen hohen Hygienestandards schon lange. Zahnärzt:innen arbeiten immer mit Mundschutz, Handschuhen und Schutzbrille. Grund dafür sind die strengen, vom Robert-Koch-Institut (RKI) vorgegebenen Hygienevorschriften für Zahnarztpraxen. Wir dürfen nicht vergessen, dass es neben Covid-19 noch weitere ansteckende Krankheiten gibt wie zum Beispiel Masern oder Hepatitis und dass regelmäßig potentiell infektiöse Patienten in die Praxen kommen. Diese hohen Hygienestandards sind aber kostspielig und Zahnärzt:innen investieren seit Jahren deutlich mehr in Hygienemaßnahmen als es andere Ärzt:innen müssen. Mit der Kommunikationsoffensive wollen wir den Patient:innen auch die Sorge um das Infektionsrisiko nehmen und sie über die hohen Hygienestandards in Zahnarztpraxen informieren.

Dr. Peter Engel – ehemaliger Präsident der Bundeszahnärztekammer

Einzelne Medien berichteten, die WHO hätte kürzlich für weltweit 193 Staaten empfohlen, nicht dringende Zahnarztbesuche wegen Corona zu verschieben. Die WHO hat dies dann korrigiert und auf ein Missverständnis verwiesen. Was war das Problem?

Durch eine fehlerhafte Übersetzung und nachfolgend irreführende Berichterstattung ist leider viel Verunsicherung entstanden. Sorgen, die gerade für Deutschland unbegründet sind. Unsere Hygienestandards sind besonders hoch und das Infektionsrisiko gering. Die WHO empfahl die Verschiebung von Zahnarztbesuchen nur in unkontrollierten Übertragungsszenarien, wie sie derzeit in einigen nichteuropäischen Ländern stattfinden. Das ist hierzulande nicht der Fall. Zudem gelten die offiziellen gesundheitspolitischen Empfehlungen auf nationaler, regionaler oder lokaler Ebene. Das heißt: Zahnarztbesuche sind für Patient:innen in Deutschland nach wie vor sicher. Die generell strengeren Hygienevorschriften in der Zahnmedizin im Vergleich zu anderen Gesundheitsberufen bieten ein hohes Schutzniveau auch unter Corona-Bedingungen. Zudem wurden zum Schutz von Patient:innen und Praxisteam die üblichen Vorkehrungen sogar noch aufgestockt. Die Kommunikationsoffensive informiert hierzu und wirkt so den unbegründeten Bedenken aktiv entgegen.

Dr. Peter Engel – ehemaliger Präsident der Bundeszahnärztekammer

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Der Zahn der Zeit

Pharaonen, Präsidenten, Zahnwürmer: Wenn man tief in der Geschichte der Zahnmedizin bohrt, kann man überraschende Details, unglaubliche Tatsachen sowie spannende und mitunter lehrreiche Geschichten entdecken.

Der Zahnwurm ist schuld

Tausende von Jahren bis ins 19. Jahrhundert hielt sich der Mythos, ein Zahnwurm sei die Ursache für Karies und Zahnschmerzen. Als böser Geist und Dämon ernähre er sich von Zahnblut oder trete in „verdorbenen“ Körpersäften wie dem Speichel aus. Die Wissenschaft zerstörte schließlich den Glauben an den Zahnwurm und fand bessere Antworten auf die Kariesfrage.

Die Kelten haben es vorgemacht

Nahe Paris, in Le Chêne, entdeckten Archäolog:innen ein 2.300 Jahre altes Keltengrab – und darin womöglich das früheste bekannte Zahnimplantat. Das im Grab liegende Frauenskelett hatte im Mund einen Eisenstift – offenbar der Zahnersatz für einen fehlenden Frontzahn im ansonsten vollständigen Gebiss. Ob das Implantat vor oder nach dem Tod eingesetzt wurde, war nicht mehr feststellbar. Nur 130 Kilometer weiter fand man in einem etwa 1.900 Jahre alten Grab einen jungen Kelten mit einem vergleichbaren Eisenimplantat, das fest in den Kieferknochen eingewachsen war. Damit ist sicher: Schon die Kelten kannten und nutzten festen Zahnersatz.

Von Stars und Steinchen

Nachdem sich Mick Jagger einen Rubin in seinen Schneidezahn einsetzen ließ, fragten ihn Freunde wiederholt, ob er an Zahnfleischbluten leide. Kurzerhand wurde der Rubin durch einen Smaragd getauscht. Doch jetzt wies man ihn dezent auf den Salat in seinen Zähnen hin. Der Smaragd wich schließlich einem farblich neutralen Diamanten – der nun im rechten Licht nur kurz aufblitzt.

Zähneputzen als Frauensache

Im Mittelalter wurde der Zahnschmerz als gottgewollte Prüfung angesehen. Griffen Männer zur Zahnbürste, galt das noch im 18. Jahrhundert als dekadent. Zähneputzen war bis zum 19. Jahrhundert reine Frauensache. Erst danach fand die Zahnhygiene ihren festen Platz in der Körperpflege beider Geschlechter.

Begründer der modernen Zahnmedizin

In Frankreich wurde Zahnmedizin schon im 17. Jahrhundert als gleichwertiges Gebiet der Chirurgie anerkannt. Pierre Fauchard (1678–1761) gilt als Urheber der modernen Zahnmedizin, seine Theorien waren in der Zahnheilkunde eine Innovation. Er lehnte den Aberglauben an den Zahnwurm ab und entwickelte neue Ansätze zur Zahnhygiene und für Behandlungsmethoden. Von ihm stammt auch die Idee, Zahnfehlstellungen durch fixierte Drähte zu richten: die Geburt der Zahnspange.

Erste Narkose

Die erste Äthernarkose wurde im Jahr 1846 in Boston durchgeführt. Für die Zahnmedizin war es ein großer Fortschritt, dass die Zahnärzt:innen endlich in Ruhe arbeiten konnten und die Patient:innen öfter freiwillig kamen.

Totenkult als Geburtsstunde für Zahnersatz

Die Ägypter waren der heutigen westlichen Zivilisation weit voraus und es verwundert nicht, dass der erste genannte Zahnarzt von dort stammt. Auch der erste historisch nachgewiesene Zahnersatz wurde vor rund 4.500 Jahren im alten Ägypten hergestellt, allerdings nicht für die Münder der Lebenden, sondern für die der verstorbenen Pharaonen. Damit die mit lückenlosem Gebiss ihre Reise ins Totenreich antreten konnten, wurden eventuelle Zahnlücken vor der Beisetzung mit Zähnen lebender Spender:innen – meist Sklaven – versorgt.

Präsident mit Zahnproblemen

US-Präsident George Washington hatte zeitlebens große Zahnprobleme. Es gibt kein einziges Bild, das ihn lachend zeigt. Irgendwann hatte er nur noch einen Zahn im Mund sowie verschiedene Prothesen aus Elfenbein, Nilpferdstoßzahn, Zähnen von Rindern oder Pferden sowie Menschenzähnen. Für Portraitmalereien wurde sein Mund oft mit Taschentüchern ausgestopft, um eingefallenen Wangen und Lippen zu kaschieren.

Schwarze Zähne vom weißen Zucker

Mit den Kreuzfahrern kam im 12. Jahrhundert erstmals der Zucker aus dem Orient nach Europa und sorgte dafür, dass Karies erblühte. Da sich zunächst nur Wohlhabende das weiße Gold leisten konnten, grassierte unter ihnen bald die sogenannte Zahnfäule. Eine Weile galten schwarze statt weißer Zähne sogar als Statussymbol. Verarmte Adlige oder bankrotte Kaufleute färbten sich die Zähne, um zu verbergen, dass sie sich Zucker nicht mehr leisten konnten.

Der längste Zahn der Welt

Katharina die Große bevorzugte besonders leistungsfähige Männer. Da man damals glaubte, dass Männer mit langen Zähnen auch über die stärkste Manneskraft verfügten, wurde die Suche entsprechend eingegrenzt. Man fand den Bauern Grigorij, dessen Zähne 55 mm lang gewesen sein sollen. Man brachte ihn in die kaiserlichen Gemächer. Was dort geschah, ist ebenso wenig überliefert wie Grigorijs Verbleib.

Zahnersatz industriell gefertigt

Um 1820 herum entstand der erste Zahnersatz aus Porzellan, ab 1851 wurde auch Kautschuk verwendet. Damit entwickelten Zahntechniker und Zahnärzte erstmals bezahlbaren und passenden Zahnersatz, der nicht nur schön aussah, sondern auch dem Kauen standhielt. Weil die neuen Zahnersatzmaterialien mehr taugten, wurden menschliche Zähne als Ersatzmöglichkeit immer seltener und schließlich gar nicht mehr verwendet.

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Aus der Praxis

Checklisten, Erfahrungsberichte, Trendbarometer: Hier gibt es wichtige Informationen aus der Praxis – von der Digitalisierung der Zahnbehandlung über die Kosten der Hygienemaßnahmen bis zum sozialen Engagement der Zahnärzteschaft.

Der Tag der Zahngesundheit ist immer am

25. September

„Gesund beginnt im Mund – Zündstoff“

Parodontitis ist ein komplexer Entzündungsprozess. Die Entzündung ist nicht nur begrenzt auf den Zahnknochen und die Zähne, sondern kann auch an anderen Geweben und Organen schwerwiegende Schäden auslösen. Dieses Jahr dreht sich am Tag der Zahngesundheit alles um die unterschätzte Volkskrankheit.

Die chronische Erkrankung des Zahnhalteapparates ist eine der häufigsten Erkrankungen und ab dem 45. Lebensjahr die häufigste Ursache für den Verlust von Zähnen. Parodontitis entwickelt sich meist schleichend und unbemerkt, ohne dass die Betroffenen die Symptome erkennen. Eine unbehandelte Parodontitis hat nicht nur Auswirkungen auf den Mundraum, sondern gilt auch als Risikofaktor für Diabetes Typ II und Herz-Kreislauferkrankungen. Was hilft, sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt oder der Zahnärztin. Neben der Prophylaxe in der Zahnarztpraxis sind eine regelmäßige und gründliche Mundhygiene sowie ein gesunder Lebensstil die wichtigsten Faktoren, um Parodontitis vorzubeugen.

Hygiene kostet

rund 70.000 Euro

Hygiene kostet

Laut einer Studie des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) haben Zahnarztpraxen schon vor Covid-19 rund 70.000 Euro für Hygienemaßnahmen jährlich pro Praxis ausgegeben – andere Ärzt:innen müssen weniger investieren. Seit 1996 sind bei Zahnärzt:innen die jährlichen Kosten von 28.000 Euro auf rund 65.000 Euro (2016) gestiegen. Mit der Corona-Krise und der erhöhten Nachfrage nach Schutzausrüstungen und Desinfektionsmitteln haben sich die Ausgaben nun abermals erhöht, weil sich zum Beispiel die Preise für den Mund-Nasen-Schutz verdreifacht haben.

Immer mehr Zahnärztinnen

zwei von drei

Immer mehr Zahnärztinnen

Fast zwei von drei Absolventen des Zahnmedizinstudiums sind weiblich. Dies ergab eine Untersuchung des Statistischen Bundesamts im Jahr 2019. Zudem war der Beruf der Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) für weibliche Ausbildungsanfängerinnen ohne deutsche Staatsbürgerschaft 2018 der beliebteste: 17,4 Prozent der jungen Frauen entschieden sich für diese Ausbildung.

46 Milliarden Euro

Um 46 Milliarden Euro geringer würde das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ohne zahnärztliche Versorgung ausfallen. Der ökonomische Fußabdruck der Zahnärzt:innen beträgt 2,2. Das heißt: Mit jedem erwirtschafteten Euro werden weitere 1,20 Euro in anderen Bereichen generiert.

*Quelle: Zahnärztliches Satellitenkonto BZÄK

878.000 Arbeitsplätze

878.000 – so viele Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt in Deutschland von der zahnmedizinischen Versorgung ab.

*Quelle: Zahnärztliches Satellitenkonto BZÄK

91 Prozent

91 Prozent der Patient:innen sind zufrieden mit ihrem:ihrer eigenen Zahnärzt:in. Das hat gute Gründe, denn die Zahnmedizin ist gut aufgestellt: 30 Prozent weniger Karies bei Erwachsenen als noch 1997 und 81 Prozent der 12-Jährigen sind heute völlig kariesfrei.

*Quelle: IDZ

4,91 Euro

4,91 Euro – das sind die Kosten, die in einer kostendeckend arbeitenden Praxis rein rechnerisch je Behandlungsminute anfallen. Noch nicht eingerechnet sind hier die geringere Auslastung der Praxiskapazitäten und die zusätzlichen Hygienemaßen infolge der Corona-Pandemie.

*Quelle: Prognos

Heilen und Helfen – Zahnärztinnen und Zahnärzte engagieren sich

Viele unserer Zahnärztinnen und Zahnärzte engagieren sich neben ihrer täglichen Arbeit in der Praxis ehrenamtlich für Kinder und Seniorinnen, Obdachlose und Drogenabhängige, Geflüchtete in Deutschland und Hilfsbedürftige im Ausland. Ob in lokalen Projekten oder international tätigen Organisationen – sie sind in über 70 Hilfsorganisationen und -projekten weltweit aktiv. Manche der Projekte unterstützen Menschen in schwierigen Lebenslagen, z.B. Patienten ohne Krankenversicherungsschutz. Andere Organisationen helfen bei akuten weltweiten Katastrophen und in der Aufbauhilfe in Krisenregionen.

Gesund ab Mund von Rheinland-Pfalz bis Ruanda

Der Aufschwung in Ruanda ist eine Erfolgsgeschichte. Seit über einem Jahrzehnt wächst die Wirtschaft kontinuierlich und die Lebensbedingungen vieler Menschen haben sich verbessert. Damit einhergehend gibt es auch mehr kleine Verführungen: Schokoriegel, zuckerhaltige Limonaden und andere Süßigkeiten. Die Folge: Karies betrifft immer breitere Schichten der Bevölkerung und mehr als 60 Prozent der Kinder weisen Zahnschäden auf. Diese Welle trifft auf eine wenig ausgeprägte medizinische und zahnmedizinische Infrastruktur. Des Weiteren fehlt es sowohl an einer prothetischen wie auch kieferorthopädischen Versorgung.


Deshalb haben die rheinland-pfälzischen Zahnärzte Dr. Franz-Josef Ratter und Dr. Jürgen Raven 2014 Dental Roots ins Leben gerufen. Der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, die Zahnversorgung und Mundgesundheit in Ruanda – dem Partnerland von Rheinland-Pfalz – zu verbessern.


Sind zuckerhaltige Naschereien in Ruanda auch billig, Zahnpflegemittel sind es nicht. Gleichzeitig sind Wissen und Bewusstsein um Zahngesundheit und -medizin in der Bevölkerung und das Vertrauen in das Gesundheitssystem des Landes nicht sonderlich ausgeprägt. Hier besteht ein dringender und hoher Handlungsbedarf. Aus diesem Grund setzt sich Dental Roots für mehr Prophylaxe, bessere technische Ausstattungen und den zahnmedizinischen Wissenstransfer ein. Allein zwischen 2014 und 2016 hat Dental Roots mit Unterstützung des Landes Rheinland-Pfalz in drei Kliniken in Ruanda vier Behandlungseinheiten eingerichtet. Das waren erste Schritte, das Land und die dortigen Zahnärztinnen und Zahnärzte in die Lage zu versetzen, die Mundgesundheit der Bevölkerung des Landes verbessern zu helfen. Bei mehreren Besuchen vor Ort konnte praktische Hilfe geleistet werden. Bis in 2021 war es Dental Roots möglich, zusätzlich mit Geld- und Sachspenden – auch in Corona-Zeiten – hilfreich tätig werden.




Dr. F.J. Ratter und Dr. J. Raven mit J.M.V. Nahayo, Dental Therapist und Leiter der Dentalabteilung des Distriktkrankenhauses Ruli, und weiteren Klinikmitarbeitern 2019 in Ruli, Ruanda. ©dentalroots


Ziel ist, dass eine zahnmedizinische Gesundheitsversorgung in Ruanda garantiert werden kann. Dies würde zu einer spürbaren Verbesserung der Lebensqualität führen. Damit könnten zudem Arbeitsplätze geschaffen werden, was wiederum mehr wirtschaftlichen Aufschwung bedeuten würde. Approbierte Zahnärztinnen und Zahnärzte sind willkommen und können sich bei dem Projekt melden, um mitzuhelfen. Auch andere interessierte Personen, die Zeit und Lust haben, sind als Unterstützer und Freiwillige gerne gesehen.


Dental Roots
https://dental-roots.jimdofree.com


Deutsche Apotheker- und Ärztebank
IBAN DE80 3006 0601 0002 7658 37

Hilfe, die ankommt

Zahnärztinnen und Zahnärzte helfen in Deutschland und weltweit. Und dies nicht nur im zahnmedizinischen Bereich. Seit Jahrzehnten engagiert sich die Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete (HDZ) weltweit für Menschen, die Hilfe benötigen. Das HDZ sammelt Sach- und Geldspenden oder Altgold aus Zahnersatz, um Menschen zu helfen, die schwer erkrankt sind, unter Armut leiden oder Opfer von Katastrophen geworden sind. Sie helfen, für eine bessere Zahn- und Mundgesundheit zu sorgen, Kinderheime und Waisenhäuser aufzubauen, Schulen zu unterstützen oder Krankenstationen auszurüsten. Seit 2010 hat die Bundeszahnärztekammer die Schirmherrschaft über das HDZ inne.

Madagaskar – diese Kinder kamen wegen der Dürre und des Hungers mit ihren Eltern zur ehemaligen Festungsstadt Taolagnaro (frz. Fort Dauphin) (2021) © Maria Damer - HDZ



In den vergangenen Jahren konnte die Stiftung zum Beispiel Kinderrechte in Togo verteidigen, marginalisierte Roma-Kinder in Rumänien in ihrem Fortkommen unterstützen und die Wasserversorgung auf den Solomon Islands verbessern. In der Guangdong-Provinz in China, wo es nach wie vor viele Leprakranke gibt, wurde mit den erhaltenen Spenden nicht nur die Wundbehandlung verbessert, sondern auch eine Werkstatt zur Herstellung von Prothesen aufgebaut. Auch in Bombay (Indien) wurde die Leprabehandlung verbessert. Dabei verlässt sich das HDZ nicht nur auf sich selbst, sondern kooperiert mit vielen, größeren und kleinen Projekten vor Ort, was dem Hilfswerk eine enorme Flexibilität ermöglicht und jedem Spender und jeder Spenderin garantiert: Die Hilfe kommt an.

Doch momentan richtet sich der Blick in gar nicht so weite Ferne, denn mit der tragischen Flutkatastrophe, die im Juli im Westen Deutschlands gewütet hat, ist das Leid bis an unsere Haustür gerückt. Auch Zahnärztinnen und Zahnärzte, die für ihre Gemeinschaften essenzielle Arbeit leisten, sind stark davon betroffen. Die Stiftung HDZ hat gemeinsam mit Zahnärztekammern und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen Spenden gesammelt und den in Not geratenen Praxen geholfen.

Wir freuen uns sehr, wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte unterstützen und über den Link unten eine Spende schicken, damit wir weiterhin dort helfen können, wo sich die Menschen nicht selbst helfen können.

Vielen Dank!

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Einsatz in der Karibik

Die Dental International Aid Networking Organisation (DIANO) unterstützt zahnärztliche Behandlungen von Menschen in unterversorgten Regionen. Ehrenamtliche Zahnärztinnen und Zahnärzte gründen und betreuen eigene Projekte oder sie unterstützen bereits bestehende Einrichtungen und laufende Projekte. Die Einsatzschwerpunkte sind Haiti, die Dominikanische Republik, Kuba und Jamaika. Die Freiwilligen besuchen Schulen, Waisenhäuser oder abgelegene Dörfer, bringen Kindern das Zähneputzen bei, leisten zahnärztliche Hilfe und klären über Mundgesundheit auf.

Bei allen Projekten, ob selbst gegründet oder unterstützt, wird großer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Die Zahnärztinnen und Zahnärzte vor Ort werden unterstützt und wo es möglich ist, leisten die Ehrenamtlichen Hilfe zur Selbsthilfe, damit die Menschen DIANO irgendwann nicht mehr brauchen. In Ausbildungszentren und Universitäten wird der nächsten Generation von Zahnärzten und vor allem auch Zahnärztinnen unter die Arme gegriffen. Das Hilfsnetz, das sich durch dieses Engagement über die Jahre hinweg gebildet hat, spannt sich inzwischen weit. Was mit ein paar Koffern und Kisten voller medizinischer Instrumente angefangen hat, ist gewachsen und misst mittlerweile Paletten oder gar Container, die über den Ozean geschickt werden. Denn Mundgesundheit ist Menschenrecht – überall auf der Welt.

Behandlung im Pfarrgarten der Kirche Notre-Dame-de-l'Assomption in Ouanaminthe/Haiti, 2019 ©DIANO



Der 2013 gegründete Verein arbeitet eng zusammen mit Netzwerken und Organisationen in Deutschland und stellt so Verbindungen zu Freiwilligen her ­– ob vollständig ausgebildete Zahnärztinnen und Zahnärzte oder Gruppen von jungen Studierenden, die wichtige Arbeit leisten und dabei wertvolle Erfahrungen sammeln können. Letztere können über DIANO auch ihre Famulaturen (Pflichtpraktika) in der Dominikanischen Republik oder Jamaika absolvieren.

Dental International Aid Networking Organisation (DIANO)
http://dentaid.tk

 

Die 10 wichtigsten Hygiene-Tipps
empfohlen von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – und von Ihren Zahnärzten

1.

Regelmäßig Hände waschen

Wenn Sie nach Hause kommen
vor und während der Zubereitung von Speisen
vor den Mahlzeiten
nach dem Besuch der Toilette
nach dem Naseputzen, Husten oder Niesen
vor und nach dem Kontakt mit Erkrankten
nach dem Kontakt mit Tieren.

2.

Hände gründlich waschen

Hände unter fließendes Wasser halten
Hände von allen Seiten mit Seife einreiben
20 bis 30 Sekunden Zeit lassen
Hände unter fließendem Wasser abwaschen
mit einem sauberen Tuch trocknenn Fenstern.

3.

Hände aus dem Gesicht fernhalten

Vermeiden Sie es, mit ungewaschenen Händen Mund, Augen oder Nase zu berühren.

4.

Richtig husten und niesen

Husten und niesen Sie am besten in ein Taschentuch oder halten die Armbeuge vor Mund und Nase. Halten Sie dabei Abstand von anderen Personen und drehen Sie sich weg.

5.

Im Krankheitsfall Abstand halten

Kurieren Sie sich zu Hause aus. Verzichten Sie auf enge Körperkontakte. Bei hohem Ansteckungsrisiko für andere kann es sinnvoll sein, sich in einem separaten Raum aufzuhalten oder eine getrennte Toilette zu benutzen. Verwenden Sie persönliche Gegenstände wie Handtücher oder Trinkgläser nicht gemeinsam.

6.

Wunden schützen

Decken Sie Verletzungen und Wunden mit einem Pflaster oder Verband ab.

7.

Auf ein sauberes Zuhause achten

Reinigen Sie insbesondere Bad und Küche regelmäßig mit üblichen Haushaltsreinigern. Lassen Sie Putzlappen nach Gebrauch gut trocknen und wechseln sie häufig aus.

8.

Lebensmittel hygienisch behandeln

Bewahren Sie empfindliche Nahrungsmittel stets gut gekühlt auf. Vermeiden Sie den Kontakt von rohen Tierprodukten mit roh verzehrten Lebensmitteln. Erhitzen Sie Fleisch auf mindestens 70°C. Waschen Sie rohes Gemüse und Obst vor dem Verzehr gründlich ab.

9.

Geschirr und Wäsche heiß waschen

Reinigen Sie Küchenutensilien mit warmem Wasser und Spülmittel oder in der Maschine bei mindestens 60°C. Waschen Sie Spüllappen und Putztücher sowie Handtücher, Bettwäsche und Unterwäsche bei mindestens 60°C.

10.

Regelmäßig lüften

Lüften Sie geschlossene Räume mehrmals täglich für einige Minuten mit weit geöffneten Fenstern.

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